Dienstag, 2. Oktober 2012

1.29.4 Deadmau5 - Album Title Goes Here

6.2/10.0

Das bewegliche Cover des Albums signalisiert auftretenden Wackelkontakt auf der neuen Scheibe des 31-jährigen Kanadiers. Und dies fälschlicherweise, denn mit Album Title Goes Here veröffentlicht der produzierende DJ seinen stabilsten Longplayer und das bis dato anregendste, ja durch die Bank anhörbarste Werk: eine angemessene akustische Visitenkarte, die man zur Abwechslung ohne größere Gewissensbisse herzeigen und weiterempfehlen kann. Nach halben Größen wie For Lack of a Better Name und Random Album Title also spürbare Weiterentwicklung, die wir in dieser Strawpinion nun unter die Lupe nehmen.

Die Reihe an konstant guten Openern reißt mit diesem Album glücklicherweise nicht ab. Superliminal klingt so, wie man sich den Start von so einer Neuerscheinung die Wochen und Monate zuvor vorgestellt hat. Explosiv, jedoch keineswegs mit Überraschungen oder Herausforderungen belegt. Es ist offensichtlich, dass der Künstler sein Publikum kennt und seinen Weg gefunden hat, so ein Projekt musikalisch zu eröffnen, sodass dies auch ab der ersten Minute Anklang findet. Prinzipiell funktioniert Channel 42 ähnlich. Alles ist laut und antreibend und mündet in die erste Auskopplung des Albums - den Genre-zelebrierenden 8 Minute Edit des seit Sommer bekannten The Veldt, für den sich Zimmerman (Deadmau5) die Stimme von Chris James via Twitter herausgepickt und verarbeitet hat. Der Track hat lang um meine Aufmerksamkeit gekämpft und schließlich gewonnen - ein Leidensweg den man fast schon auf den Künstler selber beziehen kann, den ich dieses Jahr über, nach Startschwierigkeiten, zu schätzen gelernt habe.

Mit Stücken wie Fn Pig und Maths unterstützt Zimmerman den Drive seiner Zusammenstellung selbstverständlich überzeugend, doch seltene Wundertracks wie Professional Griefers sind zugegebenermaßen der Grund warum ich von Deadmau5 nicht die Finger lassen kann. Diese hörbare Energie, diese in 4 Minuten gepackte Attitüde, dazu Gerard Ways (My Chemical Romance) unverwechselbares Geraunze, bündelt sich zu einer positiv stimmenden Attacke aufs Trommelfell, die ich mir immer und immer wieder geben kann. Sozusagen eine gelungene Neuauflage des von mir so gelobten Ghosts'n'Stuff drei Alben zuvor.

Immerhin lässt das Album ab diesem Zeitpunkt noch nicht nach oder langweilt einen zu Tränen, wie es etwa beim teils missglückten Vorgänger 4x4=12 beinahe permanent der Fall war. Zimmerman schießt ein paar wohltuende Überraschungen wie z.B. There might be coffee los, die durch ihre einfach gestrickte Anhänglichkeit im Ohr bleiben. Selbst Closer und October sind auf ihre Art zu empfehlen, obwohl ich nicht davon ausgehe, dass ich nach Monaten noch mit dem erwartungsvollen Gefühl der akustischen Befriedigung an diese Stelle des Albums zurückkehren werde.
Ihn abgehackt und verzerrt in Sleepless labern zu hören macht zwar Spaß, nimmt aber dem Song fast die Gelegenheit sich ernsthaft zu entfalten und echten Chill aufkommen zu lassen.

Schließlich und endlich schlägt Deadmau5 mit den darauffolgenden Tracks aber die falsche Richtung ein. Der verspielte kleine Hip-Hop mit Cypress Hill in Failbait haut gelinde gesagt daneben, die durchaus auf mehreren Ebenen talentierte Imogen Heap textet aus Telemiscommunications auch keine echte Stärke heraus. Als herunterladbare Bonustracks wäre dies allemal verkraftbar gewesen, doch als Abschluss einer Scheibe, die sich gänzlich musikalisch in eine bedeutsamere Richtung neigt, wirken die letzten beiden Stücke bestenfalls deplatziert.

Das Fazit von Album Title Goes Here beschreibt sozusagen bloß das doppelt unterstrichene bedeutsamste Werk Zimmermans, das sicherlich noch eine Ecke besser präsentieren könnte. Diese Lieder in Einzelteilen an ein Mixtape anzukoppeln, dürfte das größte Potential des DJs freisetzen und einem generell starken Musikwerk am Nächsten kommen.

StrawHat
(likes the sound of the broken pieces)
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TRACKLIST & HIGHLIGHTS: 

01 Superliminal
02 Channel 42 (deadmau5 + Wolfgang Gartner)
03 The Veldt (feat. Chris James) [8 minute edit]
04 Fn Pig
05 Professional Griefers (feat. Gerard Way)
06 Maths
07 There might be coffee
08 Take care of the proper paperwork
09 Closer
10 October
11 Sleepless
12 Failbait (feat. Cypress Hill)
13 Telemiscommunications (deadmau5 + Imogen Heap)

LINKS:

PROFESSIONAL GRIEFERS (FEAT. GERARD WAY) MUSIC VIDEO: http://www.tape.tv/vid/336481