Samstag, 14. Juni 2014

1.26.4 Mando Diao - ÆLITA

7.2/10.0

Nicht nur auf Strawpinion ist es nach ihrem Artist of the Year-Straward im Jahre 2012 um Mando Diao still geworden - ihr letztes erfolgreiches Studioalbum erschien immerhin sogar schon vor fünf Jahren! Dazwischen orientierte man sich mit einem Pop-Nebenprojekt im Musikkult Caligola und mit der Scheibe Infruset auf ihrer Muttersprache Schwedisch um. Irgendwo zwischen neuen und natürlichen Wegen wechselten sie darüber hinaus nicht nur ihre Drummer und Keyboarder, sowie abermals das Label, sie tauchten in für heutige Maßstäbe an Lächerlichkeit erinnernde Abgründe der 1980er ein. Man fand dort schließlich die Muse für eine neue Seite ihrer experimentierfreudigen Band.

Das siebte Studioalbum ÆLITA spricht für die Gruppe also eine neue musikalische Sprache. Was war man denn noch gleich von den Herren gewohnt? (Pop-)Rock, Garage, Folk, Alternative?
Mit-Sänger Gustav Norén erweitert das Bild nun abermals klar: Mando Diao zeichnet sich durch die immer neu angesteuerten Ufer aus. Wer nach einem bestimmten Eigensound sucht, kann lange suchen.
Bis dahin willkommen mutig.
Tief in den 2010er Jahren kann die Musikwelt jedoch behaupten, nicht auf die Rückkehr von 30 Jahre alten Synths gewartet zu haben. Schräge, verzerrte Brückenvocals und elektronische Grundkenntniseffekte ziehen diese tief vergrabene Leiche mit beeindruckender Präzision aus dem Grab. Sie wollten also nach dieser Epoche klingen und - oh ja - sie haben es geschafft.

Wie viel Humor in diesem Ansatz steckt, bleibt einem als Hörer der LP verborgen. Das aberwitzige Cover lässt jedenfalls auf eine gehörige Prise hoffen. Ohne den Finger direkt darauf legen zu können, würde ich behaupten, es sollte so raubkopiert und unprofessionell wie möglich aussehen um eine Message zu senden, die Gustaf Norén und Björn Dixgård auf der Reise in ihre Kindheit neu entdecken konnten.
Die zehn Songs beinhalten von liebestoller Tiefgründigkeit bis offensichtlicher Single-Auskopplung überraschenderweise eine ansehnliche Bank interessanter Stücke.
So erzählen starke Tracks wie If I don't have you und Rooftop von schwierigen Verhältnissen, graben tief und klingen gut. Gleichzeitig kann aber ein relativ oberflächlich gehaltenes Baby lediglich rein soundtechnisch überzeugen, ohne dabei einen Fehler zu machen. Ähnlich Black Saturday, das noch am eindeutigsten an ihren Hit nun schon Jahre alten Hit Dance with Somebody erinnert.
Bemerkenswerte Theatralik trifft nun drei Jahrzehnte nach der Hochphase des Synthpops eine annehmbare Wiedererweckung des Genres, das für eine Rockband leider viel zu selten richtiges Tempo zulässt, gerade mehr in seiner ungemütlichen Simplizität Spaß macht und damit aber - das wichtigste daran - kaum anstrengt.

Wenn dann verwundert einen wie authentisch Mando Diao 2014 nach etwas klingt, das mit den Vorgängeralben bis auf die alleingelassene Geschwindigkeit des Openers nun wirklich nichts zu tun hat. Man kann ihnen jedenfalls auf der Jagd nach Verschmelzung mit Neuem eine wirksame Portion Perfektionismus unterstellen, die aus ÆLITA wertvolle Musik herauszuholen vermochte.
Wie sie sich bei so vielen unterschiedlichen Experimenten nicht die Hände verbrennen können, ist mehr als eine gehobene Augenbraue wert.
Ein gutes Album verdient trotz Zweifel eine entsprechende Behandlung. Hommage an eine Phase der kommerziellen Musik hin oder her.

StrawHat
(on a black saturday)
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TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 Black Saturday
02 Rooftop
03 Money doesn't make you a man
04 Wet dreams
05 If I don't have you
06 Baby
07 Lonely driver
08 Child
09 Romeo
10 Make you mine