Ihr könnt so lange wie ihr wollt mit euren Regeln wedeln,
solange Regeln in der Regel nur den Redner edeln.
Verflucht ihr weiter nur den Wind in euren trägen Segeln.
Ihr könnt so weit ich weiß noch nicht einmal den Regen pegeln. *
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Es erstaunt mich immer wieder wie sehr mich gut geschriebene deutsche Texte erstaunen. Bei all dem Musiküberfluss und der prozentuellen Mehrheit englischer Lieder in meinem Kopf, die meinen Körper jeden Tag in Bewegung bringen und halten und mir Flügel wachsen lassen, ist es meistens deutschsprachige Musik, die mich auf den Boden zurückholt und über die ich am meisten sinniere.
Darum ist es kein Wunder das die Band um Judith Holofernes (ein Künstlername wie ich lesen durfte, den ich immernoch nicht verstehe - verständnislose Zungen aber arroganter Zwangsoriginalität bezichtigen) - Jahr um Jahr um meinen Geist kreist. Nun jedoch sind sie gelandet, die Helden, und zogen mit ihren vier Alben eine breite Spur der Recherche durch mein Musikhobby. Und ich mag tatsächlich, nach anfänglich gescheiterten Gehversuchen vor Jahren, was ich da höre.
Das und die momentane Medienpräsenz durch das neue Album Bring mich nach Hause soll nun ausreichend Stoff für ein paar Gedankengänge und Strawpinions sein, die es auch wert sind festgehalten zu werden.
1 - IST DAS SO?
Den Allerkleinsten die noch viel zu klein zum Tröten sind,
muss man den Rüssel an den Vorderschwanz dranlöten, blind-
lings gehen sie sonst alle hundert Meter flöten
und bringen im Unterholz die Schlangen zum Erröten. **
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Den Sound der Gruppe mal außen vor gelassen, scheinen die aus verschiedenen Teilen Deutschlands stammenden Bandmitglieder jeweils sehr stark ihre eigene Meinung vertreten zu wollen. Beispielsweise den Angliszismus an den Pranger zu stellen und deutschen Texten stets das Vertrauen zu schenken. Die Sängerin selbst schrieb in den Anfängen ihrer Karriere ausschließlich in Englisch und in all den Liedern die es auf die Wir sind Helden-Alben schafften gibt es dann selbst doch nur eine Hand voll englischer lyrics.
Ich finde das bemerkenswert, vorallem da ich stets ein verfechter für den schönen Klang der deutschen Lyrik war. Die Art und Weise sich über gewisse Reimgrenzen hinwegzusetzen und Wortspiele rauf- und runterzureiten erfüllt mich dermaßen mit Freude und Elan, dass ich gezwungen bin diese Lieder wieder und wieder zu hören. Wir sind Helden zeichneten sich da schon in frühen Hörphasen ganz groß ab - und ich kenne in dieser Liga nur wenige, die das wirklich wirklich gut machen. (Dazu irgendwann mehr.)
Diese frühe Hörphase war für mich das Lied Ist das so? - interessanterweise der Eröffnungstitel des ersten Albums! Wow! Balls bewiesen! Und mich kann man leicht mit sowas abschießen, da mich das Intro einer CD stets wahnsinnig beeinflusst. Aber sie drehen auf, legen einen ordentlichen Sound hin und schieben ein Wortspiel nach dem anderen heraus (*) - es mag blöd oder ich einfältig klingen, aber so fängt und hooked man mich. Innerhalb der ersten 4 Minuten.
2 - SOUNDSO
Wir gehen nicht, aber wenn wir gehen,
dann gehen wir in Scheiben.
Entschuldigung, aber ich sagte:
Wir sind gekommen um zu bleiben.
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Natürlich ist nicht jeder Track so wahnsinnig umwerfend, auch wenn ich zugeben muss, dass sich am Debut-Album die Kracher die Klinke in die Hand geben. Die ersten vier Lieder Ist das so?*, Rüssel an Schwanz**, Guten Tag (Die Reklamation) und Denkmal alleine sind ein Feuerwerk an Genialität.
Ab und zu aber wirkt der Holofernes (wofür steht das bloß?) oft vorgehaltene zickig-zuckersüße Wortwitz ein bisschen zu zickig oder zuckersüß und auch auf späteren Alben habe ich manchmal den Eindruck, das dies oder jenes ein Stück over the top war. Lieder die angeblich aus Protest ein bisschen böser geschrieben wurden nimmt man ihnen einfach nicht ab (z.B. Geht auseinander), während mich ein gekrächztes ,Schlaf, Kindlein, schlaf´ (das als Einleitung für ein gar nicht so schlechtes Lied dient) zum Kopfschütteln zwingt.
Verzeihbar, fürchte ich.
Im Gegensatz dazu klammern sich die guten krassen Ohrwürmer im Kopf fest und nerven dich den ganzen Tag lang, bis man aufgibt und sich das Lied vor dem Einschlafen erneut gibt (Aurelié, Von hier an blind, Soundso).
Die Ausnahme macht der Chart"breaker" Gekommen um zu bleiben, den man einfach nur loswerden will - obwohl ich hier fair bleibe. Arrangiert wurde er großartig.
Was unterm Strich immer bleibt ist ein konstanter Eindruck der Alben. Sie sind alle ähnlich aufgebaut, beginnen stark, verlieren an Tempo, drücken auf die Tränendrüse und lassen einen irgendwann einfach alleine stehen, ohne die sichere Gewissheit eine schwierige Reise hinter sich gebracht zu haben. Man kann höchstens verzweifelt versuchen mit den anderen Tracks oder der nächsten Scheibe die Lücke zu füllen.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass die vier auf jedem ihrer Alben den Titelsong auf die Nummer 3 gesetzt haben. Bislang hab ich noch kein Statement darüber gehört, aber so unwichtig ist das doch nicht?! Ich finde jedenfalls dieser Sache sollte man auf den Grund gehen!
Wie auch immer, positiv zu sehen ist der Fakt, dass die Band sich gegen den Druck von außen wehrt sich "zu verbessern" oder "sich anzupassen" - sie schreiben und spielen wie sie wollen, machen mal Pause um sich den Familientraum zu erfüllen und legen dann wieder voll los, und das seit bald 10 Jahren.
3 - VON HIER AN BLIND
Und wo du hingehen willst,
ich häng an deinen Beinen.
Wenn du schon auf den Mund fallen musst,
warum dann nicht auf meinen?
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Summa Summarum staubt die Band für jedes Album von mir 7/10 Punkte ab.
Auch wenn viele Tracks nur inhaltlich was bieten und einem nach Einschlafen zumute ist,
wird man mit jeder neuen CD aufgeweckt und es wird einem etwas geboten,
womit man nicht rechnet (Was uns beiden gehört).
Und da kann auch ein zweitrangiges Online-Magazin kommen und Balladen und Texte zu Tode loben - der gute Eindruck ist nicht wegzuwischen. Ich bin froh, dass es so eine Band in meiner Musikbibliothek gibt, damit ich jedem der deutschsprachige Musik ausnahmslos zu Boden zieht (sowas soll es ja geben .. ) ein vernünftiges und überzeugendes Gegenbeispiel nennen kann, das nicht auf Hip-Hop zurückgreift.
Eine Gruppe der ich ab jetzt blind vertraue, ein Status den auch nicht jeder Künstler bei mir erreicht. Ob da live auch etwas geboten ist, werde ich wohl Ende Oktober in Erlangen selber herausfinden müssen - solange lasse ich die Helden hier mal ruhen. Ich bekomme die Lieder jetzt sowieso erst recht nicht mehr aus dem Kopf!
StrawHat
(Holo .... fernes ... ich komme nicht drauf ..)
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STRAWPINIONS:
KATEGORIE KEIN DRUM ´RUM:
Absolute (unbekannte) Anspieltipps: Ist das so?; Rüssel an Schwanz; Ein Elefant für dich; Echolot; Was uns beiden gehört; Im Auge des Sturms
Absolute (bekannte) Anspieltipps: Guten Tag (Die Reklamation); Denkmal; Nur ein Wort; Von hier an blind; Soundso; Gekommen um zu bleiben
KATEGORIE WEIRDEST SONG:
(Ode) an die Arbeit
KATEGORIE BEMERKENSWERTES:
- Der Song Bring mich nach Hause geht unmittelbar und meiner Meinung nach unverkennbar am Opening Song der Serie Twink Peaks vorbei. Woher kommt denn DAS schonwieder?
- Das beste Video der Helden ist und bleibt für mich Nur ein Wort.
- Tolle Idee manche Lieder ins Französische, Englische und sogar Japanische zu übersetzen und neu rauszubringen! Die Arbeit macht sich heutzutage selten einer!
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