Freitag, 26. Juli 2013

1.36.1 Simian Mobile Disco - Attack Decay Sustain Release

3.4/10.0

Als dieses Album nach langen Monaten Band-Metamorphose im Juni 2007 veröffentlicht wurde, lag ein weiterer Beweis dafür auf dem Tisch, dass sich auch Pop-Formationen des neuen Jahrtausends auf der Suche nach bevorzugtem Stil erfolgreich in elektronische Duos wandeln können.
Simian legte einen unvorhersehbar authentischen Spagat hin, fügten ihrem Patent eine unverkennbare Mobile Disco hinzu und warfen ab diesem Zeitpunkt nurmehr mit kratzendem Electro House um sich. Das Ergebnis ist der typgerechte Fitnessstudio-Dauergast Attack Decay Sustain Release, der von Genrefreunden als willkommene Bereicherung umarmt und in den Kreis der Sympathisanten aufgenommen wurde.

Klarerweise musste auch ich früher oder später darüber stolpern und - um ehrlich zu sein - merkwürdig schwer lösbaren Gefallen daran finden, denn, um Eines vorweg klarzustellen:
Es ist kein Reisser. Vielleicht ein flippiger Mitreisser und ein - zumindest streckenweise - melodischer Umreisser, aber alles andere als ein Geheimtipp.

Denn dafür ist die Club-taugliche Masse an Einwegsongs (teilweise fast direkten Wegwerfsongs) einfach zu groß. Tits & Acid (gähn), It's the Beat (gääähn) und das gruselig stark nach Justin Bieber klingende Hustler nehmen sich nichts von ihrer unvollkommenen Abwechslungslosigkeit. Die fühlbare Sinnlosigkeit erreicht ihren Höhepunkt in Hotdog, dessen Lyrik mit "Tell my grandma sick in bed / Called the doctor and the doctor said / Let's get the rhythm of the head / Ding dong / Let's get the rhythm of the head / Ding dong" das Tor zu Autoscooterhallen-Niveau aufstößt.
8-Bit-Game-Begleitmusik wie Wooden oder Scott bieten immerhin zeitvertreibende Oasen an, aber nach mehrmaligem Hören kommt dieses Debutwerk der verwandelten Band Simian unterm Strich nicht über die große Säule des Albums hinaus: I believe.

Während sich die Simian Mobile Disco bei allen anderen Tracks musikalisch in die Karten schauen lässt (Love), steckt in diesem herzerwärmenden Song genug Pop um es als bleibenden Erfolg durchzuwinken. Die Übergänge, das ohnehin hoch angesetzte "Believe" aus den Untiefen jemandes Kehlkopf, ja die ganze überzeugende Stimmung, ist in einem Song besser gebündelt als der gesamte Rest der Scheibe. Verwerflich.

Und ja, er unterstützte anfang meine Hellhörigkeit und der Track Sleep Deprivation scheint zwar ein Fanfavorit zu sein, aber mehr als eine mittelmäßige Einleitung für das wie aus dem Nichts auftauchende I Got This Down (zugegebenermaßen ein gelungener, leider nicht weiterverfolgter, Ansatz auf diesem Album) war leider nicht drin.

Warum ich trotzdem gewillt bin diesem Werk weitere Chancen zu geben, übersteigt meine Logik. Eventuell liegt das am bemühten, brennenden Kern des Albums, I believe, oder an der zerrenden Aussage des Songs selbst, jedenfalls bekomme ich die SMD irgendwie nicht aus dem Kopf. Und die Tatsache, dass es von den Herren mehr als bloß die erste Scheibe gibt, zeugt nicht nur von Erfolg, sondern sie wird mich ohne Zweifel weiter in diese zwielichtige Masse hineinziehen.

StrawHat
(weist die Welt gerne auf eine Bieber-Alternative hin)
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TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 Sleep Deprivation
02 I Got This Down
03 It's The Beat
04 Hustler
05 Tits & Acid
06 I believe
07 Hotdog
08 Wooden
09 Love
10 Scott

Sonntag, 21. Juli 2013

2.56 DEADPOOL (PS3)

4.0/10.0

Yeah? Superhelden haben die Kinorekordeinnahmen fest im Griff. Die Universes und Reboots wechseln sich gekonnt ab und Filmproduktionsfirmen verdienen sich eine goldene Nase.
Auch wenn sich Spieleentwickler damit nicht gar so leicht tun, scheint es trotzdem genug Finanzierungsmöglichkeiten zu geben, um ab und an einem Studio das Thema zu ermöglichen um ein Fan-treues (in diesem Falle) Schlachtfest zu programmieren.

Deadpool ist als narrativer Sonderling in jedem Fall eine spezielle Version - eventuell könnte die besondere Herangehensweise an diesen Übermenschen eine außerordentliche Motivation zur Folge gehabt haben, denn was Comic-getreue Vierte Wand-Brecher, schlitzohrige Perversitäten und blutige Auseinandersetzungen angeht, so hat High Moon Studios keine Mühen gescheut, um dem Käufer zu geben, was er erwartet: Wade Wilson in Hochform.
Und somit wäre das einzig nennenswerte Pro dieses Fan-Fängers schon auf dem Tisch - sämtliche darauf folgenden Eindrücke zerren das Gesamtbild des Spiels nämlich in unterirdische Vergleichsebenen:

Mittelpunkt ist selbstverständlich der emotional und psychisch instabile Titelheld mit den schnellen Fingern am Abzug. Auf der Suche nach ausreichendem Storymaterial für das Drehbuch seines Videospiels, schneidet, schießt und hämmert ihr euch durch Klonhorden von maximal 5-6 Gegnertypen.
Da Deadpools Regenarationsfähigkeit nur in Momenten ohne genommenen Schaden funktioniert, zieht ihr euch alle paar Minuten zurück um gestärkt in die nächste chaotische Beschusswelle hineinzulaufen. Upgrades für eure und neue Waffen gibt es dank relativ schnellem System, das sehr auf eure Combos ausgerichtet ist. Nach erfolgreichem Kampf werdet ihr zusätzlich mit u.a. lahmen und starken Spezialattacken belohnt.

Fürs Auge ist Deadpool in keinem Falle was. Nicht nur, dass das Game wie ein B-Titel auf der PS2 aussieht, es spielt sich auch so. Die Steuerung und Button-Belegung ist miserabel, die Kamerasteuerung ist nicht tragbar und der gesamte Spielablauf ein langweiliger Brei. Selbst Bossfights laufen auf immer dieselben Attackenkombinationen hinaus.
Die fragwürdige Weltanschauung, sein Umgang mit Verantwortung und vorallem der psychopathische Humor des Hauptdarstellers sorgen zwar für gelegentliche Lacher, werden aber nach Stunde 3 (spätestens) schon wieder alt. Selbst eine zu erahnende Memeverwendung zu Freuden der Internet-geprüften Käuferschaft hilft an dieser Stelle nicht weiter. Deadpool ist wahrhaftig so derartig drauf, dass es schon wieder anödet.

Höhepunkte sind generell viel zu kurze Crossover mit altbekannten Freunden und Feinden, die leider vorallem (aber nicht nur) bei Frauen in herablassende Beschränkungen auf körperliche Merkmale münden. Auch schnell alt.

Gelegentlich ist es also spaßig, mitzuerleben wie sich die Geschichte in dem Game selber schreibt und wie der durch seine Entstehung und Abenteuer gezeichnete Deadpool angeblich fehlendes Budget für große Explosionen mit zwiespältigem Spott verarbeitet, doch im Großen und Ganzen schwingt sich das fette Minus (bestärkt durch die erbärmlich kurze Spielzeit, keinerlei Rückspiel-Motivation und das erschreckend beschissene Ende) einfach viel zu schnell ein, um das Spiel irgendwem außerhalb der Marvel- und Deadpool-Begeisterten zu empfehlen. This is was awesome looks like?

StrawHat
(musste sich das Game wenigstens nicht selber kaufen)
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LINKS:

DEADPOOL TRAILER: http://youtu.be/6CyefidKqww 

Dienstag, 16. Juli 2013

1.35.1 Gotye - Making Mirrors

7.5/10.0

Ja, ich staune ebenso wie ihr, denn nach mehrmaligem Durchhören dieses Albums bin ich mir noch immer nicht ganz sicher, wie es den Sprung in meine Musikbibliothek schaffen konnte.
Irgendetwas scheint ja am individuellen Sound des Belgiers aus Brügge dran zu sein, sonst wären die zwei Zugpferd-Singles letztes Jahr nicht so durch die Decke geschossen. Gut, über Eyes wide open kann man das nicht wirklich sagen, denn es stand stark im Schatten von Somebody that I used to know, aber beide wurden positiv aufgenommen und sorgten vorallem bei mir für aufmerksame Ohren nach monatelang tapferer Skepsis.

Stark im Preis reduziert, hat mich das ansprechend abstrakte Cover dann aber doch zum Kauf überzeugt - und siehe da, das Album gibt was her!
Selbstverständlich wird nicht lang gewartet und der zufällige Hörer schnell mit dem europäischen und amerikanischen Superhit befriedigt. Nach wenigen Nummern, noch gar nicht allzu viel verbrauchten Lückenfüllern, wird aber klar, dass Gotye kein gewöhnlicher Pop-Artist aus dem aktuellen Jahrzeht ist, sondern einer, der sich musikalischer Expertimentierfreudigkeit bedient, die bis zu 40 Jahre alte Wurzeln offenbaren. Dramatische Synth-Arbeit mit schwierigen Texten findet man heutzutage jedenfalls nicht überall, somit ist eine gewisse Art von ... Pop-Frische spürbar, wenn man Making Mirrors in Ruhe laufen lässt.  
Smoke and Mirrors ist eventuell ein gutes Beispiel um dies zu verdeutlichen. Ich erinnere mich an Sound von früher, der Gotyes immerhin schon 2 Jahre-altem Longplayer sehr ähnlich klingt.
Ich finde, seine erfolgreiches Ergebnis, vertrauten Sound in der Club-lastigen Pop-Zeit von heute ansprechend klingen zu lassen, gehört an die große Glocke gehängt.

.. was nicht heißen soll, dass er es sich besonders schwer gemacht hat. Save me ist offensichtliches Futter für Radiomusik-Verehrer, die sich nicht für mehr als das zufällig aufgeschnappte interessieren. Ein reiner Blickfang für die Ohren.
Und als Ohrwurm-lastig kann man sein penetrantes Gehauche auch bezeichnen. Hat was von Coldplay - einfach zu nervig um es auszublenden und zu überzeugend um es abzulehnen.
Eben darum kommen also überraschende Spielverderber wie State of the Art um die Ecke und klingen wieder schwieriger, origineller und - vorallem - experimenteller. Ein Hammer-Song, der nicht nur minimalistisch, sondern auch melodisch ist. Aus dem Nichts.

Und das ist einfach das große Pro an Gotye. Er verschafft dem unterdurchschnittlichen Sound von heute eine große Beule und mindestens ein Brandmal, wie interessante Popmusik mal geklungen hat und - zu weiten Teilen - wieder klingen sollte.
Mich überraschte zudem, dass er kein Neuer im professionellen Geschäft ist und schon Alben davor veröffentlichte. Wo war er? Wieso wurde jemand, der solche Texte schreibt und einen Vibe verbreitet als hätte er von Leuten wie Peter Gabriel jahrelang gelernt, bis 2011 übersehen?
Ich werde es mir mit den Versuchen in frühere Werke einzusteigen wohl selber beantworten müssen.

StrawHat
(von Kommerzscheiss überrascht)
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TRACKS & HIGHLIGHTS:

01 Making Mirrors
02 Easy way out
03 Somebody that I used to know
04 Eyes wide open
05 Smoke and Mirrors
06 I feel better
07 In your light
08 State of the Art
09 Don't worry, we'll be watching you
10 Giving me the chance
11 Save me
12 Bronte

Sonntag, 7. Juli 2013

1.34.1 Justice - Audio, Video, Disco

5.5/10.0

Wozu einen das lange Warten auf neue Daft Punk-Tracks so treibt ..
Gegen Justice hatte ich über Jahre hinweg nichts einzuwenden, mehr aber auch nicht. Gelegentlich liefen die interessanten Nummern vom ersten Album auf meinem Player, einige Remixe erweckten schließlich mein aktives Interesse, und mit dem Folgealbum wurde es doch interessant für mich.
Aus diesem - und keinem anderen - Grund, wende ich mich in dieser Strawpinion erstmal dem mit weltweitem Interesse begegnetem Sequel zum Erfolgshit  aus 2007, das, so scheint es, nicht ganz mit dem Debut mithalten konnte. (Für Autowerbung hats aber offenkundig gereicht.)

Wenn man sich der Scheibe von Anfang an von der Pop-Seite nähert und keine großen Erwartungen hat, kämpft sich Audio, Video, Disco mit - wenn schon nicht frischer - aber kurzweiliger Gelassenheit voran.
Autobahnen wurden für Lieder wie Ohio, Helix oder dem Namensgeber fürs Album förmlich gebaut! Diesen Eindruck gewinnt man beim einlullenden Geklopfe jedenfalls schnell.
Überraschungen warten aber lediglich im gewaltigen On'n'On (generell in den angenehmen Tracks mit Lyrics) und dem hymnischen Parade, die man auch zwei Jahre nach Erscheinung ohne schlechtes Gewissen als stabile Musikstücke stehen lassen kann.

Was aber ebenso unverwischbar stehen bleibt, ist die grundsätzliche musikalische Oberflächlichkeit, die mir Justice schon auf dem Vorgänger ins Gesicht warf, und nun unverändert und ungestoppt hörbar vor sich hin schwingt und sämtliche Ansprüche ernüchtert.
Als elektronisches Album wabert es einfach nicht genug geschwollene Ungereiftheit weg, sondern behält den behandelten Patienten (oder interessierten Hörer) gerade mal am Leben.
Man denkt sich, außer während den oben genannten Liedern, einfach nicht: "Das ist stark arrangiert". Laut Wikipedia ist monsieur de Rosnay (ein Teil des französischen Duos) zu entnehmen, dass sich Audio, Video, Disco heller und weniger aggressiv anhört, nach Tagesmusik wenn man so will. Gut .. und jetzt?

Für mich hat aber elektronische Rockmusik anspruchsvoll zu sein. Das kann auch tief graben, das kann auch nach Statik klingen, es darf sogar teilweise monoton sein. House und "progressive" house können bis ins Unendliche für hüpfende Unterhaltung sorgen, aber wer seine Alben so eröffnet wie es den Herren auf mit Genesis und hier mit Horsepower gelang, hat verdammtnochmal die Pflicht auf dem Level zu bleiben!
Was Justice hier jedoch fertigstellten, ist für diese ausgefeilten Tüftler viel zu leichte Arbeit für viel zu uninteressantes Publikum.

Schade also, dass sie aus ihrem ansteckenden Gedudel keine Giganten schneiden, denn auf diesem Wege wäre der Sprung vom geschmackvollen Pausenfüller bis zur ganz großen Unterhaltung kein unüberwindbarer.

StrawHat
(bekommt von diesem Album vier Ohrwürmer gleichzeitig)
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TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 Horsepower
02 Civilization
03 Ohio
04 Canon (Primo)
05 Canon
06 On'n'On
07 Brianvision
08 Parade
09 Newlands
10 Helix
11 Audio, Video, Disco

Montag, 1. Juli 2013

1.33.1 Kanye West - Yeezus

8.0/10.0

Bei all den Tracks, die der Mann die letzten Jahre rausgehauen hat, war es schwer ewig einen Bogen um ihn zu machen. Aufmerksam wurde ich auf den penetrant schmeichelnden Autotune auf 808s & Heartbreak, nicht wissend, dass Mr. West die Jahre davor schon mitreissende Arbeit in diesem Business leistete. (Gut, Stronger war für mich auch nicht zu übersehen.)
Schließlich ließ ich ihn aber links liegen. Negativschlagzeilen und South Park trugen zu meinem beeinträchtigten Bild vom Unaushaltbarsten aus diesem Pool voller unbelehrbarer rappender Großmäuler bei, und ausgegraben habe ich ihn nur, weil er sich nun der interessanten Albumflut von 2013 anschließt (er selber würde wahrscheinlich behaupten, er führe sie an) und seine neue Scheibe Yeezus in den Sommer katapultiert um die getunten Lautsprecher in den Sportwagen dieser Welt zu beschäftigen (denn der mutige Rapper des kleinen Mannes ist er dieser Tage sicherlich nicht, da kann er sich noch so minimalistische Cover ausdenken.)

Konzertauszüge auf YouTube stimmten mich immerhin interessiert, schließlich hörte ich mich auf dem Vorgänger My Beautiful Dark Twisted Fantasy warm, konnte somit ... Yeezys musikalische Fehlentscheidungen und Genialität wertschätzen und mir von diesem hämmernden Kunstwerk ein ordentliches Bild schaffen, dieses schließlich gar in Geschriebenes umwandeln:

Gegen meinen ursprünglichen Eindruck von Kanye West, als grobschlächtiger Texter und "lediglich" kluger Producer, stellen sich also die meisten Lyrics auf Yeezus als glaubhaft tatsächlich dar und machen - wieder: meistens - Spaß am Sound.
Dass er dem Bass Flügel verleiht, darf an dieser Stelle nicht unausgesprochen bleiben. Eine Geräuschkulisse wie auf Yeezus bringt die Absichten eines talentierten Rappers und Denkanstößer zum nächsten Level, dazu kommt der außerordentlich schnittige Griff in die Sample-Trickkiste und der gute Eindruck ist perfekt: Er weiß was er tut.
Meistens.

Denn unüberhörbar bleiben - und nach meiner Erfahrung scheint es bei Kanye West ein leidiges Thema zu sein - Gesangdefizite und unsinnig gestrecktes Geheule, die einem den einen oder anderen gut gemeinten Track kaputttreten (Blood on the leaves, Guilt Trip). Mein guter Wille wird unterm Strich mit seinen hässlich umgesetzten Ideen (egal ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt) an zu vielen Stellen überstrapaziert. Das pulsierende I'm in it beweist mir beispielsweise, warum ich mich niemals reinen Gewissens dem behandelten Genre verschreiben werde können.
Generell ist der Sound auf Yeezus, in all seiner animalischen Stärke, eigentlich kraftvolles Statement genug für mich um meine Ohren Wochen lang zu beschäftigen, wozu dann also primitive Redewendungen dichten und zusammenflicken, nur um Lücken zu füllen? Er kann nicht ernsthaft davon ausgehen, dass seine überwältigende Komposition immer für die beleidigend einfach gestrickten Passagen geradesteht. Und doch lässt er es so stehen, schreibt sich angeblich Texte Stunden vor Präsentationen neu zusammen und will den Eindruck erwecken ein monatelang durchdachtes Album fertig gestellt zu haben. Ha.

Die erste Hälfte des Albums ist immerhin originell und beachtlich stehen geblieben - ja, stärkere Musik hört man dieser Tage selten. Und dass er an Selbstüberschätzung leidet (I am a god), sorgt während diesem Gefetze immerhin für eine humorvolle Randnotiz. Das sympathische Wechselbad zwischen tiefer House-Schublade (On sight) und einer gottgegebenen rechten Geraden (Black Skindhead) motiviert in den ersten Minuten zu mehr und mehr - der Payoff von New Slaves alleine schießt mein Rating für Yeezus durchs Dach.
Diese polierten Samples glänzen an den korrekten Stellen und verabreichen Kanye Wests Musik ein zerbrechliches Fläschchen Unsterblichkeit. Bin ich froh, dass er um diesen Umstand Bescheid weiß.

In der eintretenden Ruhe nach dem experimentellen Finale Bound 2 (und einem weiteren Beispiel dafür, dass er sich mit seinen Vorstellungen hörbar weit aus dem Fenster lehnt) findet man jedoch in seinem Inneren ausschließlich Wohlwollen mit dem frischgebackenen Vater und alteingesessenen Millionär. Denn das ganze unmenschliche (übermenschliche?) Theater lebt in meinem Ohr lediglich auf Kosten ein paar herumliegender Euro und einer großzügig gerundeten Dreiviertelstunde, die man mit dieser Musikrichtung bereits sinnloser verbracht hat, als mit Yeezus.

StrawHat
(hurry up with my damn album cover)
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TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 On sight
02 Black Skinhead
03 I am a god
04 New Slaves
05 Hold my liquor
06 I'm in it
07 Blood on the leaves
08 Guilt Trip
09 Send it up
10 Bound 2