Dienstag, 16. Juli 2013

1.35.1 Gotye - Making Mirrors

7.5/10.0

Ja, ich staune ebenso wie ihr, denn nach mehrmaligem Durchhören dieses Albums bin ich mir noch immer nicht ganz sicher, wie es den Sprung in meine Musikbibliothek schaffen konnte.
Irgendetwas scheint ja am individuellen Sound des Belgiers aus Brügge dran zu sein, sonst wären die zwei Zugpferd-Singles letztes Jahr nicht so durch die Decke geschossen. Gut, über Eyes wide open kann man das nicht wirklich sagen, denn es stand stark im Schatten von Somebody that I used to know, aber beide wurden positiv aufgenommen und sorgten vorallem bei mir für aufmerksame Ohren nach monatelang tapferer Skepsis.

Stark im Preis reduziert, hat mich das ansprechend abstrakte Cover dann aber doch zum Kauf überzeugt - und siehe da, das Album gibt was her!
Selbstverständlich wird nicht lang gewartet und der zufällige Hörer schnell mit dem europäischen und amerikanischen Superhit befriedigt. Nach wenigen Nummern, noch gar nicht allzu viel verbrauchten Lückenfüllern, wird aber klar, dass Gotye kein gewöhnlicher Pop-Artist aus dem aktuellen Jahrzeht ist, sondern einer, der sich musikalischer Expertimentierfreudigkeit bedient, die bis zu 40 Jahre alte Wurzeln offenbaren. Dramatische Synth-Arbeit mit schwierigen Texten findet man heutzutage jedenfalls nicht überall, somit ist eine gewisse Art von ... Pop-Frische spürbar, wenn man Making Mirrors in Ruhe laufen lässt.  
Smoke and Mirrors ist eventuell ein gutes Beispiel um dies zu verdeutlichen. Ich erinnere mich an Sound von früher, der Gotyes immerhin schon 2 Jahre-altem Longplayer sehr ähnlich klingt.
Ich finde, seine erfolgreiches Ergebnis, vertrauten Sound in der Club-lastigen Pop-Zeit von heute ansprechend klingen zu lassen, gehört an die große Glocke gehängt.

.. was nicht heißen soll, dass er es sich besonders schwer gemacht hat. Save me ist offensichtliches Futter für Radiomusik-Verehrer, die sich nicht für mehr als das zufällig aufgeschnappte interessieren. Ein reiner Blickfang für die Ohren.
Und als Ohrwurm-lastig kann man sein penetrantes Gehauche auch bezeichnen. Hat was von Coldplay - einfach zu nervig um es auszublenden und zu überzeugend um es abzulehnen.
Eben darum kommen also überraschende Spielverderber wie State of the Art um die Ecke und klingen wieder schwieriger, origineller und - vorallem - experimenteller. Ein Hammer-Song, der nicht nur minimalistisch, sondern auch melodisch ist. Aus dem Nichts.

Und das ist einfach das große Pro an Gotye. Er verschafft dem unterdurchschnittlichen Sound von heute eine große Beule und mindestens ein Brandmal, wie interessante Popmusik mal geklungen hat und - zu weiten Teilen - wieder klingen sollte.
Mich überraschte zudem, dass er kein Neuer im professionellen Geschäft ist und schon Alben davor veröffentlichte. Wo war er? Wieso wurde jemand, der solche Texte schreibt und einen Vibe verbreitet als hätte er von Leuten wie Peter Gabriel jahrelang gelernt, bis 2011 übersehen?
Ich werde es mir mit den Versuchen in frühere Werke einzusteigen wohl selber beantworten müssen.

StrawHat
(von Kommerzscheiss überrascht)
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TRACKS & HIGHLIGHTS:

01 Making Mirrors
02 Easy way out
03 Somebody that I used to know
04 Eyes wide open
05 Smoke and Mirrors
06 I feel better
07 In your light
08 State of the Art
09 Don't worry, we'll be watching you
10 Giving me the chance
11 Save me
12 Bronte

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