Mittwoch, 6. Juni 2012

2.44 NEVERDEAD (PS3)

7.3/10

Nanana, wer wird denn den Kopf verlieren?! Konami schafft es immerhin nach Jahrzehnten im Business noch mit originellen Ideen um die Ecke zu kommen. Glanzbeispiel ist der Anfang des Jahres herausgebrachte 3rd Person Fantasy Slasher NeverDead, den ich mit dieser Strawpinion als mehr oder minder starken Geheimtipp präsentieren kann. In jedem Fall ein Titel, bei dem durch die Bank sämtliche Ratings (ob Magazin oder Online) ins Klo griffen und versagten, die tolle Atmosphäre der dämonischen Welt in ein kompaktes Review zu packen.
Jetzt bin wenigstens ich einmal an der Reihe.
Dieser Titel wurde an einigen Stellen alleine für seine grafischen Impressionen schlecht gewertet. Natürlich erlebt man keine bombastische Grafik, allerdings herrscht in NeverDead eine leicht fassbare Detailverliebtheit. Die Möglichkeit, ganze Gebäudeteile als Waffen zu benutzen und sich durch einstürzende Wände, Balkone, Terrassen usw. einen Kampfvorteil gegen die herannahenden Dämonenscharen heraus zu hauen, spielt sich nicht nur sehr individuell, sondern es sieht in dem gesamten Kampfchaos (und davon lebt das Spiel) wirklich bemerkenswert aus.
Bryce Boltzmanns fünfhundert Jahre alter, von Lastern und verdrängter Depression zerfressener, Körper ist der großte Mittelpunkt dieses wilden und spritzigen Actionspiels.
Der Dämonenjäger verlor mit dem Tode seiner Partnerin Jahrhunderte zuvor nicht nur sein Lebensglück, sondern wurde vom stets mies gelaunten Antagonisten, dem Dämonenkönig, auch noch mit ewigem irdischen Dasein bestraft. Folglich fristet der Chaot ein eher unbefriedigendes, gehetztes Leben in einer Zeit, in der er schon lange nicht mehr existieren sollte. 
Nichtsdestotrotz ist es sein Job, Dämonen die z.B. in abgelegenen Ruinen gesichtet werden, mit vollem Körpereinsatz zur Strecke zu bringen.
Und hier blicken wir über gewöhnliche Schusswaffen- und Schwert-Auseinandersetzungen hinweg (die beide ab und an sehr unbeholfen und durcheinander wirken) und erfahren ein äußerst unterhaltsames Gameplay, in dem stets und ständig die Gliedmaßen des eigensinnigen Bryce verloren gehen. Werden diese nämlich von gegnerischen Treffern abgetrennt, verliert ihr also selbstverständlich auch Gleichgewicht und im Falle entfernter Arme, auch die Möglichkeit zum Angriff. Dies kann sich so schrecklich entwickeln, dass nurmehr der Kopf ums Überleben rollt. Wird selbst der von Gegnern verspeist, seid ihr Game over.

Um ehrlich zu sein, verliert ihr eure Beine und Arme dauernd. Mit irgendwelchen magischen Fähigkeiten, brachten es die Entwickler immerhin fertig, dass ihr in jedem Fall saudämlich auseinandergeschreddert werdet - was durchaus Unterhaltungswert besitzt. Nicht nur fallende Gebäudeteile und Laser schießen euch in Viertel und Fünftel, sondern U-Bahnen und tiefe Drops setzen alles daran, euren Character aus dem Konzept, und euch aus dem Spiel, zu bringen. Noch dazu gestaltet sich das mühsame Zusammensetzen oftmals als sehr schwierig - der Torso sitzt ab und an aufrecht in der Ecke und nur ein gezielter Sprung bringt euch wieder zurück auf den Hals.
Sollte jedoch alles verloren sein, gibt es die Möglichkeit mit heilenden Tränken und ein bisschen Geduld wieder den gesamten Körper nachwachsen zu lassen. Dies ist nicht zuletzt deswegen notwendig, da ihr durch manche Passagen tatsächlich nur Arme oder den Kopf durchwerfen müsst um weiter zu kommen.

Antreibende Dialoge zwischen Bryce und seiner ihm zugewiesenen Partnerin Arcadia verkaufen sich kurzweilig, lustige Gimmicks wie Arcadias Wohnung sorgen für Stimmung neben dem Kampfgeschehen. Gute wie böse Charaktere glänzen durch Charisma und farbenfrohe Auftritte - ja selbst Kanonenfutter-Gegner machen ab und an eine richtig gute Figur. Mit den fünf-sechs verschiedenen Waffen, sowie dem starken Schwert (die Steuerung dessen ist mit dem rechten Stick zugegebenermaßen etwas anstrengend) ist man jedem Feind gewachsen und der Fortschritt im - wieder mal - viel zu kurzen Game macht deutlich Spaß.

Negativ hab ich die durch XP upgradebaren Fähigkeiten in Erinnerung. Für nennenswert unterschiedliche Kräfte und Stärken (und es gibt einen Haufen an Zeug, mit dem man Bryce aufmotzen kann) gibt es viel zu wenig Slots. Selbst die 2-3 additiv erwerbbaren Plätze reichen einfach nicht um sich den Raum zu geben, neues Zeug auszuprobieren, ohne Extras, an die man sich bereits im Kampf gewöhnte, auszusortieren. 
Auch der von Megadeth beigesteuerte Soundtrack trifft nicht meinen Nerv, aber das ist für mich ein Stück weit diskutabel und schränkt das Spiel wirklich nicht ein.

Für die 7-8 Stunden Daddelkino hält NeverDead jedenfalls ordentlich her und steht am Ende wahrlich nicht universal toll aber mit merklich starken Eindrücken und Selbstbewusstsein da. Für das Rating war mir eine 6/10 dann doch eine Spur zu wenig, immerhin funktioniert Idee und Umsetzung tatsächlich begeisternd.

StrawHat
(ist unzufrieden mit aktuellen Ratings)
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LINKS:
NEVERDEAD E3 TRAILER: http://youtu.be/xr6KryINLIk

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