Freitag, 3. Januar 2014

1.15.4 Burial - Rival Dealer (EP)

8.6/10.0

Wenn Burial ans imaginative Mischpult tritt und anfängt sein rauschiges, bebendes Ding zu machen, geht der Mond auf und beleuchtet ein einstmals vertraulich und gemütlich wirkendes Szenario. Eines, das sich über gefühlte Jahrzente in einen gefährlichen, kantigen, unfreundlichen Schrottplatz verwandelte und dir in dein Ohr schreit, wie sehr er um Erlösung bettelt.
Wie auf seinem vorhergehendem EP Truant/Rough Sleeper vergehen keine 10 Sekunden, bis du in Burialtown bist - an einen einsamen Stuhl in unüberschaubarer Trostlosigkeit gefesselt, damit du nicht vor einem Blick in die Vorstellungskraft deiner Einsamkeit weglaufen kannst.

Das fast schon jährlich zur - an und für sich - kältesten Zeit des Jahres erscheinende Lebenszeichen von William Bevan hat wieder in kratzenden Elektrokrimskrams gepresste Bildbände seiner mentalen Reisen als aufsteigender Undergroundproduzent im Gepäck. Das Ding mag Rival Dealer heißen, doch aufgrund seiner tragenden Message - nicht zuletzt durch bewundernswerte Samples erzählt - sind wohl so viele Titel für das Track-Dreiergespann möglich, dass der übertragene Sinn der gewählten Überschrift fast schon aus einem anderen Wortuniversum stammen könnte.

Der Titeltrack beginnt in der nun schon seit Jahren eingespielten Uptempo-ausgerichteten Manier, bietet nicht nur den unfreundlichsten Start seit Kindred, sondern ehrliche Wegweiser und auf Inseln verteilte Puzzleteile zur Antwort auf die Frage: Was will dieser Mann uns diesmal zeigen?
Dass Hiders also wie ein überstürztes Happy-End ohne Erklärungen als zweite Nummer folgt, wirkt fast wie die schönste und sauerstoffreichste Nebenepisode aller Zeiten. Es besaß nach dem Release am 16. Dezember fast eine vorweihnachtliche Magie, die man wie die Lichtspiegelung einer Uhr einfach nicht zu fassen bekam.
In die Kammer der Offenbarung führt uns Burial also erst mit der von einer Art Chorsummen und vorrübergehenden Walgesang eingeleiteten Nummer Come Down To Us, einer Aufforderung die sich über die anderen beiden Kompositionen zog wie ein blassroter Faden.
Und als wir diese Kammer betreten, nimmt die von diesem Musikweisen in unser Innenohr projizierte Geschichte Farben an, erzählt die aus Samplefetzen bestehende Überlieferung von vorne.

Berichtet von Hoffnung in eigener hoffnungsloser Ausgestoßenheit, Abgrund-nahem Verlangen nach der gegenteiligen Situation, nimmt jedoch in all seiner erlösenden musikalischen Klarheit nichts von dem finalen Höhepunkt, Lana Wachowskis leider brutal drückende Dankesrede für den Visibility Award der Human Rights Campain, vorweg.
Wachowski und auch Burial schufen mit ihrer Absicht vor Menschlichkeit triefende Brücken zu den gepeinigten Seelen unserer Zeit. Für Menschen, die sich weder gesellschaftlich akzeptiert fühlen, noch inneren Frieden damit finden.
Die Message kam erfolgreich an.

StrawHat
(aus Burialtown)
-------------------------

TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 Rival Dealer
02 Hiders
03 Come Down To Us

[try the whole thing please, obviously]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen