Montag, 17. Juni 2013

2.55 THE LAST OF US (PS3)

9.8/10.0

So fühlt sich ein Spiel des Jahres an.
Ich kehre gerade aus einem Epos zurück, dessen Inhalt mich ein Wochenende und einen Montagabend beschäftigte. So brutal reingezockt habe ich schon lange nicht mehr, so versessen auf den Storyfortschritt hab ich mich ewig nicht gefühlt.
The Last Of Us katapultiert die Messlatte - nicht nur für dieses Jahr - sondern für Adventure/Third-Person-Shooter generell in den legendären Videogame-Olymp.
Mit einem System, das sich gegen sein eigene Linearität wehrt und einem offene Schusswechsel und Szenerien über mehrere Wohnblocks bietet, Macht und Fragilität nach Belieben vorgaukelt und einen mit den Sorgen hinter der nächsten verräumten Ecke stets durch unerwarteten Frieden und blutrünstigen Terror überrascht, wächst und lernt man mit den geforderten Hauptakteuren.

Die unfreiwillige Reise von Joel und Ellie bietet Naughty Dog-typische Rätsel, die sich mit Spazier-Passagen und Hinterhalten abwechseln, den leider ermüdlichen Überlebensgeist zögerlich nähren und einen in licht- und aussichtslosen Gebieten paranoid die Taschenlampe schwenken lassen.
Die glaubhaft emotionale Umsetzung eines meisterlich geschriebenen Screenplays erreicht gruselig berührende Ebenen, sie greift nach deiner Hoffnung auf eine friedliche Zukunft, deinem Wunsch nach dem Überleben deiner Nächsten, doch die Realität schlägt in diesem Großprojekt unermüdlich zu. Alles was du dagegen zu setzen hast, findest du auf deinem Weg.

Das Gameplay dreht sich um das Steuerkreuz. Waffen und Ausrüstung finden sich übersichtlich und freischaltbar über- und nebeneinander geschichtet. Skills wie ein aufmerksameres Gehör nach heranschleichenden Feinden (lebendig wie untot) oder schnellere Heilung, gilt es sich langsam zu erarbeiten. The Last Of Us funktioniert als ordentlicher Survivor: Du gibst auf deine Munition acht und holst dir aus allen Ecken möglichst vielseitige Werkzeuge um deine Schlag- und Schusswaffen zu verbessern und - vorallem - temporär noch tödlicher zu machen.
Sniper-, Quicktime- und Stealthsequenzen holen aus dem Engine raus, was es zu bieten hat. Die arme PS3 heult alarmierend auf, wenn sich eine lange Passage der Verwüstung nähert, doch bis auf verzeihbares Millisekunden-Grafik-Schluckauf an der einen oder anderen Stelle läuft alles reibungslos und flüssig.

Stimmungsvoll inszenierter Menschenuntergang, nach wie vor intakte Natur und unheilvolle Tunnels nehmen euch den Atem. Naughty Dog vereint alles, was man in den bis dato unschlagbaren Uncharted-Abenteuern lieben gelernt hat, entfernt überflüssige over-the-top-Stellen, und wälzt es auf ein Genre um, das sie nun auch noch zähmen konnten.
Mit gebrochenem Herzen schleppt ihr euch durch die schwierigen Jahreszeiten, erlebt gegenseitige Therapie und die Ups & Downs des Zombie-Apokalypsenleben. Wo Vogelgezwitscher über die scheinheiligen Passagen des Friedens nicht erfolgreich hinwegtäuschen, schaltet sich eine akustische Gitarre ein um dieses Kino-reife Drama trocken zu kommentieren.

Stellt euch also eure Lieblings-Adventureserie vor, mit dem Unterschied euch am Trigger zu wissen. Die Verantwortung über Leben & Tod mehrerer Parteien, nicht zuletzt eurer Rasse, im PS3-Controller gebündelt. Taktischer Combat, Ablenkungsmanöver - jede Essenz führt in den Tod oder durch das nächste eingeschossene Fenster in einen weiteren Stadtteil.

Was für eine großartige Inszenierung dieses Werk geworden ist! Keine Übertreibungen, keine erzwungenen Twists. Der Storyverlauf entwickelt seine eigene Dynamik, die Charaktere wachsen und leiden an und mit ihren Herausforderungen. Und als alles verloren scheint, erreicht sie die gottlose Realität rechtzeitig genug um ihre umkämpften Vorhaben ins Chaos zu stürzen ..

StrawHat
(frisch vom vermeindlichen Spiel des Jahres)
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LINKS:

THE LAST OF US LAUNCH TRAILER: http://youtu.be/OQpdSVF_k_w

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