Freitag, 2. August 2013

1.37.1 Skrillex - Bangarang (EP)

4.1/10.0

Was für ein gefundenes Fressen, was für ein zuverlässiger Publicity-Lieferant! Eine schlichte Erwähnung von dem Mann, der Musik tötete und jede Runde ist um eine enthusiastische Diskussion reicher.
Da es im hier beschriebenen Genre scheinbar mittlerweile Brauch ist, die wartende und treue Fanmenge mit neuen kleinen Errungenschaften in wohldosierten EP-Portionen zu füttern, es einem - so könnte man meinen - widerstrebt, die herausgepickten stärkeren Songs zusammen auf einem Album zusammen zu veröffentlichen, liegt natürlich die Alternative nahe, die Geldsau richtig bluten zu lassen. Kurze Promotion-Alben erscheinen oft mehrmals jährlich (dazu zu unerhörten Preisen) und irgendwann fragt man sich: Wird man hier nur verarscht?

Diese Frage kann einem im Falle von Skrillex selbstverständlich nicht nur bei Betrachtung der Rechnung durch den Kopf gehen, sondern auch - oder vorallem - beim Hören der .... Musik.
Der Künstler hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, den sowieso schon äußerst zweiseitigen Dubstep auf eine neue Stufe zu stellen. Auf eine noch diskutablere Stufe.
Die elektronische Bearbeitung bzw. Soundverschandelung auf seinem Macbook findet ihren Höhepunkt im schrillem Beatfeuerwerk, mit interessanten Tönen wie Screaaaacheaaacheaaach und Woowoowoowoo, selbst auf Lautstärke 0 ohrenbetäubend, aber (immerhin) im Takt.

Bangarangs Erfolg ist bei all der fehlenden musikalischen Weiterentwicklung des Programmierers nur das Ergebnis erfolgreicher Vermarktung und überlebtem Hype des Künstlers, und natürlich gut besuchten Konzerten in aller Welt. Es scheint Leuten zu gefallen, was der unattraktive Kalifornier auflegt, und - im Falle der Alben - aus dem Studio schickt und als "fertig" bezeichnet.
Es sei gesagt, dass Skrillex' Version von Dubstep sehr partytauglicher Lärm für partysüchtige Teens und Twens ist, man sich in Verbindung mit der 70er Jahre-Generation vorausschauend zurückhalten sollte, und allen Damen und Herren mit einem Geburtsdatum ab oder in diesem Jahrzehnt diese Kommerzlaune und eine eventuelle Ansteckung ersparen muss.
Selbst mich hat es erwischt. Auch ich kaufe es ihm weitestgehend ab.

Der Grund dafür sind die beeinflussenden Vibes, die da und dort aus den Tracks fließen. Right In haut permanent ins blutende Ohr, schenkt aber Emotion inmitten dieser auditiven Stressauslastung, bietet an einem unbestimmbaren Ort zwischen Skrillex' unverkennbaren Ga-Boofz-Beat eine unanfassbare Oase, deren Klang bei mir Verlangen nach mehr verursacht. Bangarang, die Lead-Single, kann mittlerweile neben Skrillex' erfolgreichen Scary Monsters And Nice Sprites als merkantes Beispiel für seinen gewöhnungsbedürftigen Klang dienen. Ein Hit. Und meiner Meinung nach nicht unberechtigt, denn es ist unkompliziert und positiv.

Dass nicht alle 7 Lieder auf diesem Extended Play eine derartige Kurve fahren können, war abzusehen. Der Doors-Sample-Track stürzt ab, The Devil's Den (in Zusammenarbeit mit dem gut herumgereichten Wolfgang Gartner) ist nur in den ersten und letzten 20 Sekunden zu gebrauchen, Right On Time kann man schon mal am Ballermann betanzen (für die Sympathie am zerhackten Mittelteil muss ich mich stets selbst verantworten), und wem Sirahs unvertretbat abgenudelter, kitschiger Text (bei dem selbst ein Will Smith mit den Augen rollen würde) in Bangarang noch nicht zu viel war, der bekommt den Hauptgang im ansonsten zufriedenstellenden, fetzigen Kyoto serviert. ("Go, Skrill, drop it hard.")

Wie der Abschlusstrack Summit in diesen aggressiven Pool passt, ist mir nie ganz klar geworden. Ellie Goulding, die dem Künstler in Folge auch recht nahe kam, schickt einen stabilen - teilweise durch Bearbeitung recht vermurksten - Gesang ins Rennen, kühlt die Bangarang-EP gerade noch rechtzeitig ab und hinterlässt mit gezielt schwermütigem Text eine kleine melancholische Beule beim Entfernen der CD. Vielleicht also doch eine wichtige Position für das Lied.

Um dem Gesamtwerk am Ende gerecht zu werden, drängt sich der Gedanke auf, das Review darüber eigentlich soweit unleserlich gestalten, dass man einfach nur jedes vierte Wort schreibt und jedes sechzehnte Worte wiederholt. Aber warum sich so viel Arbeit machen? Ein Rating spricht mehr als tausend übersprungene Worte.

StrawHat
(hat Gefallen an Tinitus gefunden)
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TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 Right In
02 Bangarang (feat. Sirah)
03 Breakin' A Sweat (feat. The Doors)
04 The Devil's Den (feat. Wolfgang Gartner)
05 Right On Time (with 12th Planet and Kill the Noise)
06 Kyoto (feat. Sirah)
07 Summit (feat. Ellie Goulding)

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