Donnerstag, 10. Mai 2012

1.5.3 Linkin Park - Meteora

6.8/10.0

In Ordnung. Erfuhren wir im Zuge der Strawpinion über das erste Album der Westamerikaner von Genreaufläufen, die noch unter dem Metal-Banner durchgewunken werden konnten, so sehen wir uns diesmal die erfolgreiche Fortsetzung der Bandgeschichte an, gehen erstmal gar nicht in das Remix-Detail, sondern widmen uns, aus der - im weitesten Sinne - Vogelperspektive eines über den Himmel streifenden Meteors, Linkin Parks zweitem Studioalbum und urteilen neun Jahre nach dessen Veröffentlichung über die damit eingeschlagene Richtung der scheinbar ewig mit der Welt verzweifelten Rocker.

Im Foreword scheinen sie jedenfalls enorme Wut auf irgendwas aufgestaut zu haben, denn es wir regelrecht zertrümmert. Aus dem entstandenen Scherbenhaufen entschlüpft aber nichts geringeres als der Energie-geladene Opener Don't stay, den man nur laut hören darf. Zudem ist es einer dieser kraftvollen Linkin Park-Songs, die von der Zeit fast ein bisschen aufgefressen wurden. Hier, auf Meteora, gehört der Moment ganz dem Song, der eine Trennung unter im höchsten Maße negativen emotionalen Umständen beschreibt.
Somewhere I belong, die erste Single, leutet die Hitseite des Albums ein, klingt unbestreitbar aber auch sehr nach Hybrid Theory - Linkin Park verdiente hier gutes Geld mit vertrautem Terrain. Was dann kommt, nämlich Lying from you und Hit the Floor, sind Tracks die auf ihre eigene Art und Weise ein Gesicht für diese Scheibe formen. Aus heutiger Sicht, eineinhalb Monate vor dem Erscheinen des fünften Studioalbums, ist Chester Benningtons ungezügelter Schrei ein seltenes Licht am Horizont der Band - man kann fast meinen, sie sind damals verschwenderisch mit diesem Gut umgegangen.

Wenn ich mich bis dahin zurückhalten konnte, so drückt sich die Nostalgie am diesem Punkt erheblich an die Oberfläche: Easier to run beginnt damit, den seit dem brutalen Vorwort heftig schlagenden Puls wieder unter Kontrolle zu bringen, liefert einen für mich allzu typischen LP-Song, bei dem man das Beste aus der alten Zeit auf dem Silbertablett serviert bekommt.
Und dann kommt Faint, der die Klasse des Albums bestimmt. Niemals wieder hat ein Lied der Band so viel Freigeist und Kraft ausgedrückt wie in diesen 2 Minuten 42. Da sitzt alles - vom Refrain bis zum Musikvideo. Figure.09, trotzdem ein guter Track, kann da fast nur baff zusehen und den Platz füllen.
Nachgelegt wird von einem der herausragendsten Songs der Gruppe, und gleichzeitig einem der bekanntesten Videos - Breaking the Habit, das zudem auch Zeichen für spätere Alben setzt. Elektronisch, Chester-fokussiert, Mike Shinoda musiziert und schweigt (bloß).
Der von ihm geschriebene Text schien jedoch ebenso ein Meilenstein für den Lead Vocalist gewesen zu sein - dieser zeigte sich von der ersten Sekunde berührt von den Lines und bekam den Song für längere Zeit live dementsprechend auch nicht bzw. zögerlich aus dem Hals.

Die träge Emotion schwerer persönlicher Krisen ist der tragende Standpunkt von Meteora, bündelt all diese klagenden Laute und Gitarren in eine äußerst einseitige Platte, deren Hitbestand für sich spricht.
From the Inside schließt sich diesem Bild erfolgreich an, kämpfte sich vorwärts in meinen persönlichen Album-Favs und gibt mit jeder Sekunde mehr und mehr Sound und Kraft frei.
Das ewig empfohlene, dieser Tage aber bloß legendäre Nobody's listening und sein spaßiges Hip-Hop-Gefühl ließe das Album schließlich  in üblicher Manier ausklingen ..

.. wäre da nicht das ja quasi für den Streifen Matrix: Reloaded geschriebene "instrumentale" Stück Session und das wohl berühmteste, meistgespielte und bestverkaufte Lied von Linkin Park: Numb. Mit Emo-Rock dieser Güte hatte die Band schlagartig einen Haufen unterdrückten Jugendlicher als Fans und klare Gegner der psychischen und emotionalen Probleme der Generation Next als Kritiker gewonnen - so viel ist heute klar.

Klar ist auch, das Linkin Park mit Meteora zwar nach den Sternen griff, aber nur ihren Horizont erweitern konnte. Nach so vielen Veränderungen und klugen wie weniger klugen Experimenten in Stil und Klang, kann man ruhig behaupten, es wäre diese Gier nach Genialität gewesen, die, die Gruppe für Außenstehende wackelig werden ließ. Meteora bewegt sich nach Jahren stark zwischen Fortschritt und Schublade. Wer Lust auf Linkin Parks musikalischer Grundaussage in ihrer reinsten und anerkanntesten Form hat, der muss das Ding aber rauf und runter hören - gescheiter kann man an einem anderen Tag werden.

StrawHat
(wüsste aber gerne jetzt schon, warum die Tracklist vorne auf dem Cover drauf ist)
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TRACKS & HIGHLIGHTS:

01 Foreword
02 Don't stay
03 Somewhere I belong
04 Lying from you
05 Hit the Floor
06 Easier to run
07 Faint
08 Figure.09
09 Breaking the Habit
10 From the Inside
11 Nobody's listening
12 Session
13 Numb

LINKS:

BREAKING THE HABIT MUSIC VIDEO: http://www.tape.tv/vid/52212

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