Dienstag, 13. September 2011

2.19 DEAD ISLAND (PS3)


Ich wünschte die Wartezeit auf größere Blockbuster würde so schnell vergehen wie dieses eine Mal. Kaum vorbestellt, war es auch schon so weit: Das Spiel stand im Laden.
Von diversen Trailern und schließlich auch den GameStop-Mitarbeitern als ,innovativ´ und ,überragend´ angepriesen, war die Erwartung an das Feeling dieses Slashers hoch. Was dabei heraus kam, lest ihr hier:

Keine Frage - Dead Island haut rein. Es kommen genregetreue Momente auf euch zu, wo die Körperteile nur so fliegen, 5-6 Gegner gleichzeitig auf euch zuspringen und alles nur mehr rot und chaotisch wird. Ihr streift durch das Gebiet, entleert alles was sich euch anbietet in der Hoffnung auf nützliches wiederverwertbares oder verkaufbares Zeug zu stoßen, bastelt euch Waffen und lernt diese gekonnt ein zu setzen. Ein verdammt normaler Survivoralltag also.
Doch was gilt es zu überleben? Welchem Genre bleibt das Gameplay treu?
Die Antwort ist eine Schublade: Zombies.

Ihr übernehmt die Rolle eines sorgenbehafteten Urlaubers, der den Ausbruch einer Epidemie verschläft und schließlich von einer rätselhaften Radiostimme zu anderen Überlebenden geleitet wird. Es gilt aus zwei Männern und zwei Frauen (allesamt begabt in verschiedenen Waffentypen wie Messer und Schusswaffen) zu wählen, der Storypfad ist jedoch stets derselbe.
Während ihr euch also nach und nach stärkeren Zombies entgegen setzt und im klassischen RPG-Grundstyle Fähigkeiten und die Offensive levelt, übernehmt ihr durch eure außergewöhnliche Zombieresistenz die Aufgabe der Organisators - und "Organisator" ist sehr positiv formuliert, denn dann und wann trifft es einfach mehr oder weniger das Wort "Botenjunge".
Ihr schlagt euch mit Perspektivlosigkeit und Depression herum, verhelft Junkies zu Drogen, Alkoholikern zu Alkohol und findet verloren gegangene Familienmitglieder, die ab und an auch verloren gehen wollten. Progressed der Mainplot mal nicht, ist es oft wirklich notwendig diese Subquests auszuführen, so nervig es auch wird und so sehr es auch Zeit zu fressen scheint.

Das Spiel ist in vier Akte mit ebenso vielen Umgebungen unterteilt. Im größeren Teil des Games könnt ihr euch zwischen diesen Umgebungen frei bewegen und so Auftragsziele logistisch verbinden um nicht immer kreuz und quer irren zu müssen. Die erste Hälfte des Spiels ist in jedem Fall die schwächere, ich kann also vorallem den dritten Akt sehr empfehlen um sich ein gutes Bild von dem Potential Dead Islands zu machen.

Alles in allem klingt das aber sehr ausgereift und bodenständig, nicht wahr?
Das trifft es leider kaum, wenn man auch nur ein bisschen ins Detail geht:
Erbärmlich-lustige Glitches geben sich ein Stelldichein, das Kampfsystem - so spaßig es Entwickler sei dank ist - macht ab und an was es will und die Story wird mit jedem Kapitel uninteressanter und undurchdachter.

Ja, es ist tatsächlich so. Das Game muss aus total wirren Linien und Bausteinen bestehen, denn wenn man zu weit ins Gras läuft, hängt man in der Umgebung fest! Sowas darf in diesen Zeiten (zu diesen Preisen!) meiner Meinung nach nicht mehr passieren. Das ist wie eine unzufriedenstellende Dienstleistung.
Ich dachte der Markt sei heutzutage so hart? Wieso sind solche Kleinigkeiten nicht entscheidend, denn mich als Kunden stört es immerhin?
Wie auch immer - gebt im Dschungel acht, sonst frisst euch die Umgebung und ihr könnt ihr nur mit Mühe - wenn überhaupt - entkommen.

Die Schlagweite trickst dich im Combat oft aus. Ab und an steckst du eine ein, obwohl du eineinhalb Meter entfernt stehst - klare Treffer deinerseits zählen dafür nicht, weil dir der verfluchte Zombie bereits zu nah kam! Dies ist besonders nervig, weil du für Enthauptungen und das Abschneiden von anderen Gließmaßen einen richtig schönen Schnitt landen solltest.
Wenn sowas online passiert, kann ich damit leben. Aber offline muss das Spiel eigentlich mehr Präzision hergeben können.
Hast du den Feind erst mal zu Boden gebracht, ist es auch möglich sie sofort los zu werden, indem du ihren Kopf zertrittst. Nicht nur spinnt die Kamera bei dieser Aktion peinlich oft herum, der Tritt wird durch ein Zeichen zwar ermöglicht, ausgeführt wird aber nur zu 70 %. Nur durch wiederholtes Drücken entsteht der gewollte Kampffluss, aber dann kanns auch schon zu spät sein.
Pistolen bocken herum, zucken während Schussgefechten auf und ab und zerstören auf diese Weise den für First-Person-Action-Adventure beinahe heiligen Zielmodus.
Dass Schusswaffen bei Zombies - selbst wenn man zum Headshot kommt - außerdem so wenig anrichten, kann ich mir nur schwer erklären. Das spricht auf der anderen Seite total gegen das Genre.

Storywendungen sucht man in Dead Island vergeblich. Das Spiel schenkt einem alles was man sich erwarten konnte und weniger. Wenn tatsächlich mal etwas Unerwartetes passiert, wird damit umgegangen als gäbe es nichts Natürlicheres, findet hässlichen Zuwachs zur Geschichte und wirkt als ... hätten die Programmierer von Techland zwar ihre Storyboards schön zusammen gelegt und fleißig am hübschen Aussehen der Umgebung gewerkt, aber auf das Wesentliche in solchen Titeln, nein in allen Videospielen, verzichtet: Das Hineinziehen in ihre Welt, die Essenz, die das Erleben dieser Art von Abenteuer so spannend und einzigartig macht.
Denn einzigartig war es wirklich nicht.

Merkwürdigerweise schafft das Spiel trotz der miserablen Erzählung in den meisten Bewertungen einen recht ordentlichen Schnitt. Wieder ein Punkt, den ich mir nicht erklären kann - warum sehen alle so viel Gutes in Dead Island? Es bringt seine adrenalinbepackten Zombiegefechte gut über die Bühne, aber im Großen und Ganzen wars das auch schon.
Vom Online-Modus will ich gar nicht erst anfangen, aber das sollte ich auch nicht. Die Erfahrung zeigt, dass diese Dinge ihre Zeit brauchen um sich entwickeln zu können. Zeit, die der Storymodus nicht bekam.

Gegen Ende des Spiels häuft sich die Begegnung mit lebenden Gegnern, was einen fast dazu zwingt auf seine Schlagwaffen zu verzichten, zumindest meistens. Da ich mich nie wirklich getraut habe, mich um meine Pistolen und Shotguns zu kümmern bzw. zu leveln, da sie gegen Zombies einfach die schlechtere Wahl sind, musste ich mich auf Headshots mit einfachen Waffen verlassen, was bei Menschen zur Abwechslung auch den gewünschten Effekt hatte.
Das Upgraden mit jedem neuen erreichten Level funktioniert eigentlich soweit blendend, man könnte eigentlich nur die Langweiligkeit der möglichen Fähigkeiten kritisieren. Sehr viel Interessantes ist nicht dabei, es geht eigentlich hauptsächlich nur um die Erhöhung deiner One-Hit-Kill-Chancen und deines Rage-Modus, den ich kaum benutzte weil er ziemlich schnell vorbei ging, dafür aber meistens äußerst effektiv in brenzlingen Situationen war.

Aus Spoilergründen werde ich nun nicht zu sehr auf die Zombiearten eingehen, nur so viel: Es gibt sechs verschiedene, die je nachdem regelmäßig auf dich treffen, sobald du einen gewissen Bereich erreicht hast. Mit der Zeit werden sie stärker, denn sie leveln, wie gesagt, quasi automatisch mit dir mit. Die wirklich harten Prügler kommen selbst im letzten Viertel des Spiels eher selten vor. Dies macht das Durchspielen, da eigentlich fast immer kleine Snacks und Energydrinks zur Heilung, ferner auch richtige Medipacks, herumliegen, ein bisschen einfach. Trotzdem haben sich die Entwickler hin und wieder etwas ziemlich Tödliches einfallen lassen, das einen mit neuen Lachern und vielleicht auch ein bisschen Frust versorgt.
Langeweile kam bei Dead Island eigentlich kaum auf - das ist die gute Nachricht. Die Subquests wiederholen sich ab und zu von ihrer Art her und die Zombies sind nicht halb so tödlich wie sie sein sollten. Es ist tatsächlich merkwürdig, dass sich das Spiel u.a. auch ein Horrorgame schimpft, denn es war nunmal kein Stück gruselig. Man muss wirklich schon Angst vor Untoten haben, damit man ein bisschen auszuckt, sobald man umzingelt wird.
Richtig dunkel, also stockduster, wurde es praktisch nur einmal in einem Treppenhaus. Ich dachte schon: "Wow, jetzt geht´s los!", aber der Rest des Gebiets war wieder unverschämt gut beleuchtet - der dunkle Fleck war also mehr ein Versehen.

Und das wars eigentlich. Dead Island versagt in so vielen Details, dass man irgendwann nurmehr mit den Schultern zuckt und nachhaltig zum catchy Titelsong mitnickt. Ja, es ist ein spaßiges Zombiespiel und man kann sich i.e. gute 30 Stunden damit beschäftigen, wenn man brav alles erkundet und jeden verfluchten Rucksack nach "nützlichen" Gegenständen durchsucht (Hölle, das war eigentlich andauernd der Fall), und ja es ist aus diversen Gründen und gewissen Bedingungen zum Kauf zu empfehlen.
Und aus anderen dringend davon abzuraten.
Meinungssache.

StrawHat
(wollte sich verdammt noch mal gruseln)
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