Freitag, 16. September 2011

2.20 ENSLAVED: ODYSSEY TO THE WEST (PS3)


Und hier haben wir den ersten Kandidaten für mein Spiel des Jahres 2011. Seit dem GameOne-Review im letzten Herbst (zum Release des Spiels) hing der Titel mehr oder minder in meinem Kopf herum - ein knappes Jahr später findet er endlich Platz in der unendlich langen Liste an Games, die ich probieren und erfahren durfte. Da es sich als äußerst empfehlenswert herausstellte, liegt eine Strawpinion zu Enslaved: Odyssey to the West nahe. Sehr nahe:

Um ehrlich zu sein war ich sehr froh, dass ich mich nach der eher enttäuschenden Dead Island-Nummer in was Vielversprechendes stürzen konnte (vorallem bei dem sonstigen Stress, der mich so beschleicht). Die berührende Geschichte des Protagonisten Monkey, der von einem Sklavenschiff in die Freiheit flieht, um am Ende doch nur wieder als Sklave für Spätteenager Trip zu enden, spielt sich wie ein Anwärter für einen Academy Award im nächsten Frühjahr. Eine spannende Reise durch eine wunderschön konzipierte Welt, die durch glaubhafte Wortwechsel und dramatische Momente, die tatsächlich Eier beweisen, zu einem underrated Classic emporwächst.

Aber lassen wir zunächst die Kirche im Dorf. Was hier vorgestellt wird, ist eine post-apokalyptische Mecha-Version des chinesischen Romans Die Reise nach Westen (daher der abgeleitete Titel) mitsamt dazugehörigem Sun Wukong, dem König der Affen, der auch als Inspiration für Dragonball-Hauptfigur Son Goku diente. Der neugierig-naive Charakter dieser äußerst quirligen Figur, gewinnt durch die Darstellung von Schauspieler Andy Serkis (Lord of the Rings, Rise of the Planet of the Apes) in der Enslaved-Version an Misanthropie, unterdrückter Menschlichkeit und Charisma.
Der stete Widerspruch zwischen seinem Drang zur Freiheit und seinem Mitgefühl für Trip, die sich seine Dienste durch ein Stirnband sichern musste, das ihn tötet, sollte sie entweder sterben oder er sich ihrer widersetzen, entwickelt sich im Laufe des Spiels in die richtige Richtung, ohne zu sehr ins Klischee einer Secret Lovestory zu drücken. Man freut sich auf lange Zwischensequenzen und jedes Gefecht gegen unwillkommenes Empfangskommittee, plötzliche Rettungsaktionen und Ausflüge auf Monkeys Cloud.
Die Supporting Acts, man kann sie nur so nennen, stehen ebenso für großes Kino. Selbst Trip gibt sich sympathisch und glaubhaft, Eigenschaften, die weibliche Nebenrollen in Videospielen leider zu selten verkörpern.

Also: Die Story ist keine sensationelle Grundidee, sondern mehr eine kreative Abänderung, die glücklicherweise fruchtet. Man muss dem Spiel die Chance geben, zu beeindrucken. Grafik und Atmosphäre schaffen ideale Voraussetzungen, da sie einen wie wahnsinnig anstrahlen und miteinbeziehen. Kritikpunkt ist hingegen definitiv die schwammige Steuerung, die einen im Kampf gegen gepanzerte Roboter leider zu oft auf dem Silbertablett serviert.
Die Levels wechseln sich ab ohne einen zu krassen Kontrast zu bieten. Es ist eine zusammen hängende Reise und die Regionen fließen quasi ineinander über. Auch als das Spiel ab der Hälfte an Tempo gewinnt, wird man nicht entwurzelt, findet immer wieder Rückzug in den außerordentlich gut geschriebenen Dialogen zwischen Trip und Monkey. Als das Duo schließlich zu einem Trio wird, tut das der Story nichts ab, begegnet aufkommenden zwischen"menschlichen" Schwierigkeiten reif und wirklich lustig zugleich.

Das Kampfsystem ist simpel gehalten, die Upgrades sind unbeeindruckende Klassiker. Natürlich darf bei einem Protagonisten dieses Formates der bekannte Kampfstab nicht fehlen, der schließlich auch in Enslaved als Waffe dient. Monkey prügelt sich durch Schaltkreise und Schutzschilde, schaltet bei Gelegenheit auf Fernwaffe um und beschießt seine Gegner mit tödlichem oder paralysierendem Plasma.
Trip, die es stets zu beschützen gilt, dient in kniffligen Situationen als Ablenkung, gelegentlich unfreiwillig als Beute, scannt einem aber ohne Anfrage die Gegend und weist auf Zielpunkte und Feinde hin.
Größere Kaliber wie der Kollege auf dem Cover sind meistens Bosse und nur durch listige Taktiken und mehrere Hiebe nieder zu strecken.
Auf diese Weise überrascht der Combat leider selten, doch der sonstige Levelalltag gibt wirklich was her (wie im Link zum Trailer unten zu sehen), bekommt durch die zu bestehenden Quests zusätzlich nötige Ecken und Kanten, immerhin sorgt man mit Trips Überleben gleichzeitig für das eigene.
Selbst wenn man die überragenden Charaktere in dieser Gleichung außen vor lässt, überzeugt das Spiel in fast jeglicher Hinsicht. Immerhin besitzt Enslaved eine packende Mystik, die auch in ein überraschendes Ende mündet, sowie erwähnenswert starke musikalische Untermalung.

Trotz niedriger Verkaufszahlen (die daher leider gegen ein Sequel sprechen) ist es mit absoluter Sicherheit ein absoluter PS3-Blockbuster, den jeder Besitzer einer solchen einmal angespielt haben sollte. Zumindest die stylische Cloud sollte man gefahren sein, dann bleibt man sowieso im Gameplay hängen und zockt den Titel durch.

Best of PS3, hands down.

StrawHat
(wird gelegentlich von Stress beschlichen)
-------------------------------------------------------------

LINKS:

ENSLAVED: ODYSSEY TO THE WEST DEBUT TRAILER: http://youtu.be/KuOKjWSDbPY

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen