Dienstag, 13. März 2012

1.28.2 Deichkind - Aufstand im Schlaraffenland


Als die umgemodelte Crew von Deichkind mit dem Intro beginnt einzumarschieren, besteht kein Zweifel, dass sie mit ihrem dritten Album nicht nur einen Aufstand, sondern auch großes Kino vom Zaun brechen wollen. Wie sie sich ihre Stophen erarbeiten, bleibt ein Rätsel - jedenfalls sorgen sie mit einer beinahe zweistelligen Zahl an Liedern für Partystimmung sondergleichen. Und in diesem Zuge empfangen wir die Antwort auf die Frage Warum geht Deichkind electronic?
Es kommt saugut an.

Große Tricks sind auf den ersten Blick nicht dabei. Hochgepitchte Stimmen hatten wir schon, Bass hatten wir schon, neue schrille Effekte kamen auch nicht wirklich dazu. Das große Mischmasch aber, die Links-Rechts-Kombination von zum Brüllen komischen Reimen und der fast ernstzunehmenden Aussage ihrer Lieder, will man wieder und wieder und wieder erleben. Die Elektronik hinter dem Spaß bildet nur die Partywolke.
Allen voran glänzen selbstverständlich Tracks wie Voodoo - Mann, was für ein trollender Ohrwurm - dem irgendwie übersehenen Show'n'Shine, wieder verflucht lustig, und dem wohl für lange Zeit größten Hit von Deichkind: Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah). Natürlich ist der Track tragend für ihre Shows und ähnlich stachelt er die Hörerlaune zu Beginn des Albums auf. Jedoch nur wenn man mit dem Humor der Band, und am dritten Album sollten sich Skeptiker wirklich schon damit abgefunden haben, konform ist und sich nicht verarscht vorkommt. 
Ist der Hauptteil der Scheibe klar auf feucht-fröhliche Party ausgerichtet, arbeitet der langsame Trip von Silberweidenpark klar dagegen, schneidet dieses unterhaltsame Trackgefüge in zwei anhörbare Hälften.
Gutes Ding.

Wie die Single E.S.D.B, kurz für Electric Super Dance Band, vom Markt übersehen werden konnte, ist mir nicht schlüssig. Klar ist Ich betäube mich viel reizvoller, doch steht dieser Song ersterem in der Kategorie Tanzbarkeit in nichts nach und außerdem war er nicht viel mehr erfolgreich.
Nein, die Deichkind-Lieder stiegen zumindest bis zum hierzulande recht penetranten Arbeit nervt-Album einfach kaum über recht beliebte, jedoch nicht weitschweifig totgehörte Geheimtipps hinaus.
Nicht zu fassen aber, wie die Truppe Jahre vor dem Electro-Boom in deutscher und internationaler Popmusik diesen Trend quasi errät und niemand ein gigantisches Theater darum macht! E.S.D.B ist ein richtig gutes Lied!

Auch auf dem Rest der Platte herrscht hoher Wiedererkennungswert - die Crew scheint ihre favorisierte Rolle verstanden zu haben, gehen in eine Richtung, die mit dem aktuellen Longplayer Befehl von ganz unten 2012 rund und kochend in die Zukunft getragen wird.
Der Aufstand im Schlaraffenland läutete 2006 das neue Deichkind ein. Statt bloß Aufsehen mit Hip-Hop zu erregen, legte es die Formation drauf an und kreierte mit Remmidemmi ihr eigenes Ding. Das Bo machte mit und sah, dass es gut war.

StrawHat 
(kommt saugut an)
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TRACKLIST & HIGHLIGHTS:
 01 Intro
02 Voodoo
03 Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)
04 Aufstand im Schlaraffenland
05 Show 'n' Shine
06 Ich betäube mich (feat. Sarah Walker)
07 Silberweidenpark
08 E.S.D.B
09 Jüjük (feat. Porky & Mister Celebi)
10 Prost (feat. Das Bo)
11 Krieg

LINKS:
 E.S.D.B LIVE VIDEO: http://youtu.be/cqb8hAtFG2E

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