Mittwoch, 28. März 2012

2.36 SHADOWS OF THE DAMNED (PS3)



And now for something completely different:
Spätestens seit dem nicht mehr so geheimen Superknüller No More Heroes (zuerst auf Wii, dann unter dem Namen Heroes' Paradise auf PS3 und Xbox360 erschienen) muss Gelegenheitszockern das vielseitige japanische Talent Goichi "Suda 51" ein Begriff sein. Kenner stolperten selbstverständlich schon öfters über den Video Game Director.
Er ist klar ein Mensch der für zahlreiche Trademarks steht, die quer über seine Spielhistorie als offensichtliche Gags und Eastereggs verteilt wurden. Ja, man erkennt diesen Mann regelrecht an der Aufmachung eines Spiels, genauso wie man einen Quentin Tarantino förmlich riecht, wenn er auch nur entfernt mit einer Filmproduktion zu tun hat - ihr wisst, was ich meine.
Was passiert also, wenn man so jemanden eine Handlung über die abscheulichen Abscheulichkeiten jenseits von Gut und Böse und, vorallem, dem mysteriösen Jäger jener dämonischer Kreaturen aushecken und in Form eines Spiels durchziehen lässt?
Ganz genau: Shadows of the Damned passiert.
Und neben all den Gräueln, die dieser Third-Person-Shooter herzugeben vermag, verzichtet Mr. Suda auf den wichtigsten Bestandteil seiner genialen Konzepte nicht: Es ist sympathisch humorvoll.

Ja, auf Garcia F. Hotspurs Reise durch die Unterwelt erlebt man so manch grausame Überraschung. Der sowohl kalt- als auch großschnäuzige Mexikaner stellt sich jeder dunklen Ecke und der auftretenden, tödlichen Dunkelheit der Dämonen wacker, findet im entscheidenden Moment die richtige Kugel für den rettenden Ziegenkopf.
Aber das geht jetzt etwas schnell, fangen wir von vorne an:

Als der Dämonenlord Fleming Garcias Angebetete, Paula, als Revanche für all die von ihm exekutierten Finsterlinge in die Unterwelt entführt und verspricht sie jedes erdenklichen Todes sterben zu lassen, denkt der schlagfertige mexikanische Heißblüter keine Sekunde über Konsequenzen nach und jagt ihm hinterher. In Begleitung seines wandelbaren Sidekicks, dem britischen Totenschädel Johnson - der nicht nur ein nettes Trio an Schusswaffentransformationen auf Lager hat, sondern auch noch als Motorrad und Fackel dient - headshotted er sich durch ein Drehbuch voller verfluchter Seelen und mutierten Untoten, deren Hintergründe und Werdegänge nicht nur in unvergleichlich unterhaltenden Kurzgeschichten vorgelesen werden, sondern auch in geladenen Bossfights auf die Kacke hauen dürfen.
Garcias vorlautes Wesen, gepaart mit dem dämonischen Heimspiel der Bösen, ist die Grundlage für eine mitreissende und durch die Bank interessante Geschichte um die Bandbreite bedingungsloser Liebe und wehmütigem, doch blutreichen Horror.

Als atmender Mensch im Reich der Toten ist Garcias einzige nennenswerte Überlebenstaktik neben dem obligatorischen (gut ausgebauten und spaßigen) Geballere, die Sorge um genug Licht in der drückenden Dunkelheit, denn die zersetzende Dunkelheit nagt ihm förmlich die Haut vom Fleisch. So bietet eine gut gezielte Lichtkugel in einen dekorativen Ziegenkopf das bestehende Licht des Lebens. Den gerade mal mähenden Tierkopf jedoch zwischen und hinter den Massen angreifender, fleischversessener Zombies auszumachen, bietet die größte Grundlage im Gameplay - es gilt kleine Rätsel zu lösen und Schalter in der richtigen Reihenfolge auszulösen um an dieses Ziel zu gelangen. Zusätzlich setzt der dunkle Herrscher Fleming dem Spieler mit den unterschiedlichen Toden der armen Paula zu und verkompliziert durch das schleichende Wirken Licht-raubender Monster die Reise.
Garcias urkomische, fast zynische Dialoge mit der vorlauten, wenn auch zu Recht altklugen, bekehrten Dämonenwaffe Johnson wirken in keinem Moment fehlplatziert und spiegelt Suda 51s durchaus bekannten Hang zum skurrilen, sexistischen Sarkasmus und Humor wider.
Kurze 2D-Sidescroller-Passagen, die fast wie ein glaubhaftes Schattenmarionettenspiel wirken, lockern das brutale Genre auf und sorgen für Abwechslung im Headshot-Alltag. Upgradeedelsteine, unter anderem zu kaufen beim Mensch/Dämonen-Redneck Christopher, verbessern Garcias Fähigkeiten und Waffen laufend - ein steter Aufwärtstrend im Spielspaß wird somit allein durch Fortschritt garantiert.

Selbstverständlich lauert am Ende der von Lust, Gedärmen und Wortspielen zersetzten Geschichte ein typisches Suda 51-Ende, das Fanherzen befriedigt und oben angesprochene Gelgenheitszocker überraschen wird. Shadows of the Damned bietet auf einem halben Dutzend Ebenen dermaßen gute Unterhaltung, dass es sich schonmal nach Flugticketpreisen zu den kommenden Strawards 2012 umsehen sollte.

Große Empfehlung von mir an dieser Stelle, für ein herausragendes, gegen Ende ein Stück zu arg gerushtes Abenteuer.

StrawHat
(kann Quentin Tarantino riechen)
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LINKS: 

SHADOWS OF THE DAMNED LAUNCH TRAILER: http://youtu.be/SzxXa6UosbU

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