Freitag, 6. April 2012

2.38 EL SHADDAI: ASCENSION OF THE METATRON (PS3)


Was wir in dieser Strawpinion behandeln, ist das perfekte Beispiel für das wunderschöne Äußere und von von Chaos und Überstrapazierung zerfressene Innere eines grundsätzlich nicht schlechten Videospiels.
Nach direkter Kaufempfehlung habe ich diesen Trip erst nicht lange vor mich hergeschoben und da das Spiel zudem günstig zu haben war, fraß es meine Konsole direkt auf. Quasi vom Fleck weg.
Und was soll ich euch erzählen? El Shaddai: Ascension of the Metatron war von der ersten Sekunde an ein ermüdender Mindfuck, der niemals an Fahrt aufnahm, sondern einfach in stillem Gleichklang vor sich hin tümpelte. Wie geht man mit so einem Werk um, wenn die Story eigentlich nicht uninteressant erscheint? Ihm Zeit geben? Geduldig sein? 
Getrieben von dieser Einstellung beginnt ein frustrierender Kreislauf, dem das dem Spieler gegenüber verschlossene Game kein Stück entgegenwirkt.

Nein, in diesem Titel ist man auf sich allein gestellt. 
Als vom christlichen Gott zu sich berufener Priester Enoch wird der Spieler dazu auserkoren, sieben auf die Erde gefallene Engel wieder dem Himmel zu zuzuwenden (im Sinne von zurechtzudreschen) um eine vom Herren angedrohte Flut über der Erde zu vermeiden.
Einzig der stets über alle Geschehnisse bestens informierte Lucifel (in der englischen Version gesprochen vom britischen Schauspieler Jason Isaacs) schenkt Rat und wandelt von den Erzengeln gegebene Vorschläge in nützliche Tipps um. Mit einem Fingerschnippsen hält er den Lauf der Dinge so lange er will an, verrät euch die Schwachpunkte eurer Gegner und wie Enochs göttliche Waffen richtig eingesetzt und geführt werden.
Und oh weh, die Waffen. 
Von dem Allmächtigen persönlich überreicht, sollte man meinen, man bekommt episches Zeug in die Hände - doch das ganze Gameplay mündet in die simple Fertigkeit von drei Gegenständen, die sich, von den Feinden ebenfalls benutzt, gegenseitig auszugleichen wissen. Schnelle oder langsame Schlagwaffen, sowie die obligatorische Fernwaffe, wirken den anderen gegenüber jeweils stärker, ausgeglichen oder schwächer.
Nicht nur, dass diese Idee viel zu abgedroschen für einen so vielversprechenden Titel ist, er macht trotz Versprechungen ab der Hälfte des Spiels schon keinen Spaß mehr. Noch dazu wird man mit immer denselben drei Gegnervariationen konfrontiert, was den Fortschritt im eh schon schwer zu begreifenden Spiel zu mühsamer Arbeit abstumpft.

Arbeit, die kaum fruchtet. Anfangs, und auch im späteren Verlauf der Handlung, läuft Enoch ziemlich Gefahr gehörig aufs Maul zu bekommen - einfach weil die gefallenen Engel viel mehr Kraft und Moves draufhaben. Während ihr euch nach einer heftigen Abreibung mit auspowerndem Buttonmashing 5-6 Mal wieder ins Leben zurückrufen, eure Rüstung somit wiederherstellen, könnt, wirkt das Game nach und nach eher so, als wäre es ein reiner Willenstest, ob man es hinter sich bringen kann. Irgendwo zwischen dieser Arbeit und der aufkommenden Frustration über die Geschichte, die scheinbar niemand so richtig versteht, bekommt dieses Quest also fast einen Sinn - immerhin investiert ihr euer eigenes Können am Controller in Enochs Reise.
Der Knackpunkt ist schließlich erreicht, wenn der Character anfängt seine eigenen Entscheidungen zu treffen und ihr euch nicht mal mehr auf die eigene Spielfigur verlassen könnt. Zu allem Überfluss wechselt diese dann auch schließlich und alles was ihr machen könnt, ist dabei zuzusehen.
Man bekommt also permanent den Boden unter den Füßen weggezogen. Sowas macht keinen Spaß! Sowas ist anstrengend!

Wie dieser scheinbar nicht enden wollende schlechte Scherz aussieht, ist der große Pluspunkt für El Shaddai, und, wenn überhaupt, der Grund warum es zumindest ausprobieren sollte. Ab und an werdet ihr von leuchtenden Engelsbildnissen überrascht, über die es zu klettern gilt. Andauernd mischen sich 2D-Passagen zwischen die ewig langen, jedoch farbenfrohen und mit originellen Hintergründen ausgestatteten Plattform-Levels. Hier und da haben sies ein Stück weit übertrieben, doch niedliche Ideen und die von Gott geküsste Reinheit mancher Umgebungen, sorgen für die nötige klerikale Stimmung in diesem Titel. Der entfernt vertraute Anime-Stil der Charaktere erschafft eine exotische Wirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Lucifels permanente einseitige Telefonate mit Gott selbst, die bemerkenswerte Speicherpunkte bilden, sind zudem eine weitere gute Idee in der Reihe guter Ideen, die El Shaddai auszeichnet.
Die Idee allein, sich dem Book of Enoch, der alten jüdischen Legende von der Reise Noahs Großvater, als Videogame zu widmen, ist schon respektabel. Eine Umsetzung von glaubensträchtigen Geschichten ist immerhin sicherlich keine einfache Aufgabe.

Das könnte auch der Grund sein, warum das Spiel für mich größtenteils baden ging. Die gepriesene Faszination wird einem förmlich um die Ohren gehauen, und doch kann man sie nicht greifen, sie nicht zu seiner eigenen Faszination machen. Es ist immer eine Geschichte, die einen als Werkzeug benutzt und nicht euer eigenes Abenteuer als Bote und Vollstrecker Gottes. Kämpfe wiederholen sich ständig, bieten dafür nicht genug Spielspaß. Bossfights sind nett, aber nicht außergewöhnlich. Die Charaktere werden an einem vorbeiintroduced, die Schicksale der vom Glauben abgekommenen Engel schaffen keinen nennenswerten Reiz. Kurz: Die ganzen starken Ideen finden eine meistens grottige Umsetzung.

El Shaddai: Ascension of the Metatron bietet nicht das, was man sich zu Beginn erwartet. Schon gar nicht, wenn man es von fast überall her als großartiges Game vorgeschlagen bekommt. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, es enttäuscht. Denn bietet die Geschichte einige hübsche Highlights - das Gameplay haut alle Pros über den Haufen und füllt euren Kopf mit erschlagenden Kontras.

StrawHat
("See?")
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LINKS:

EL SHADDAI GAMEPLAY TRAILER: http://youtu.be/ETzhxzeKokA 
BOOK OF ENOCH WIKIPEDIA-ARTIKEL: http://en.wikipedia.org/wiki/Book_of_Enoch

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