Sonntag, 17. November 2013

3.3 Arctic Monkeys - AM-Tour - München 12.11.13


Das eigentliche Konzert begann erst als lead guitarist Josh McClorey sein Instrument einem Bühnenassistenten mit Schwung in die Arme warf und die auffallend kurz geratene irische Rhythm & Blues-Band The Strypes nach einem erschöpfend ausführlichen Finale die Bühne verrichteter Dinge verließ.
Denn - ihren beeindruckend überzeugenden Rockton in Ehren - selbst die schnellsten und smartesten ihrer Songs konnten das Zenith-Publikum nicht halb so schnell aufkochen wie die direkt danach eintretende Vorfreude auf Rockabilly-Alex und seine Arctic Monkeys.
Und Zeit haben sie sich gelassen, bis die Bühne - begleitet von sich überschlagender Blitzbeleuchtung - plötzlich erfüllt war von fleischgewordener Variation brachialem Indierock.

Die gut gefüllte Münchner Halle wurde Tour-traditionell mit der Leadsingle des aktuellen Longplayers Do I wanna know? empfangen. Hände erhoben sich und segneten jedes im textsicheren Publikum untergehende Wort - erst Jamie Cooks Riffs durchschnitten den Kollektivgeist erfolgreich. Die einstudierte Lockerheit in Mr. Turners rhythmischem Geschaukle musste der Medizin sei Dank nicht über eine weiter andauernde Kehlkopfentzündung hinwegtäuschen, die nicht nur das Konzert in Offenbach auf dem Gewissen hatte, sondern einige weitere im heimatlichen England.
So wurde unter dem mit jedem Song wechselnden Licht das Maximum an Rock herausgeholt und Giganten wie Brianstorm, Teddy Picker, Crying Lightning und I Bet You Look Good On The Dancefloor ohne Gnade abgefeuert. Und die Mosh Pits feuerten zurück.

Leistete die Lichttechnik stimmungsvolle Arbeit, so wich die Zenith-Akustik abseits der Bühne und dem Zentrum stark von genießbarem Sound ab und verwandelte sich in eine Lärmwand, die weniger wegen musikalischer Kunst als schlecht übersetzter Lautstärke auffiel. Von springenden Klotzen passiv verprügelt und den langen Haaren der weiblichen Mehrheit (locker 2/3) gnadenlos ausgepeitscht, schleift man sich also zwischen Start und Ziel des Konzerts in sichere und angenehmere Gegenden, büßt dafür aber immerhin einige Übersicht über den Konzertverlauf ein.

Meinen Höhepunkt empfing ich daher wie kaltes Wasser auf ausgetrockneter Haut, als Drummer Matthew Helders den Takt zum attraktiven Arabella vorgab und jede Note, jede Textzeile dieses Genussstücks den anstrengenden Abend bezahlt machte.
Im Verlauf des abendlichen Gitarrenwechsels blieb kein einziger Songwunsch auf der Strecke - wenn überhaupt Kritik an der starken Setlist geübt werden sollte, dann am Unvermeidlichen: Fokus auf dem neuen Album, das mich mit seiner lediglichen Überdurchschnittlichkeit Anfang September negativ überraschte. Nichtsdestotrotz wurde der Spaß vor der nachträglichen Heimreise um Juwelen erweitert und Downtempo-Mädchenliebling Cornerstone wurde bloß durch die ewig unbeantwortete Frage des Lebens übertroffen, derer sich die Arctic Monkeys schlauerweise bemächtigten: R U mine tomorrow or just mine tonight?

Meine eingefleischten Favoriten live sehen, Turners Augenkontakt halten und ihn zur Vorderkante der Bühne winken zu können (hey, wer hat gesagt ich darf mir solche Sachen nicht auch einbilden?) beeindruckte mich an diesem Abend nachhaltig. Sollte der nächste musikalische Erfolg noch mehr zu meiner Zufriedenheit ausfallen, will ich die vier neuerfundenen Sheffielder gerne wieder mit Applaus in Person begrüßen. Bis dahin muss mein erstandenes T-Shirt-Arsenal eben halten.

StrawHat
(got two for the road)
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SETLIST  & HIGHLIGHTS:

01 Do I wanna know?
02 Brianstorm
03 Dancing Shoes
04 Don't sit down 'cause I've moved your chair
05 Teddy Picker
06 Crying Lightning
07 Fireside
08 Reckless Serenade
09 Old Yellow Bricks
10 Why'd you only call me when you're high?
11 Arabella
12 I want it all
13 Pretty Visitors
14 I bet you look good on the dancefloor
15 Do me a favour
16 One for the road
17 Fluorescent Adolescent
18 I wanna be yours

ENCORE:

19 Snap out of it
20 Cornerstone
21 R U Mine?

Foto by Getty Images

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