Montag, 4. April 2011

1.9.1 Dendemann - Vom Vintage verweht






Als ich mich letztes Jahr aus Frust über dämliche Albenreleases wie Fettes und Brot von meiner einstigen glasklaren Nr. 1 in Sachen Deutscher Hip-Hop-Gruppe lossagte und in das ganz interessant aussehende Eins, Zwo hineinschnupperte, ahnte ich noch nicht, dass es um den Jahreswechsel ziemlich ernst mit mir und Dendemann werden würde.
Der Opener Nesthocker blieb aber doch im Kopfe hängen und machte schließlich im familiären Kreis die Runde, als reine Empfehlung meinerseits.
Stumpf is Trumpf 3.0 schaffte es trotz Single-Auskopplung mit Video bislang aber nicht, mich wegzuhauen. Dies sollte sich im Januar ändern, als es bei mir anfing rund um die Uhr zu laufen und mich dann doch für das gesamte Werk des Künstlers geöffnet hat.
Da es somit die erste richtige Musikphase des Jahres war, ist zumindest dem Album selbst eine Strawpinion sicher. Die geht an dich, Dende!

Anstatt miesen eintönigen Flows und den immer typischen Einschlägen im Genre, überrascht dieses Album mit dicken Drums und E-Gitarren. Grund dafür ist die gut ausgelegte und anhaltende Gastrolle der Beatsteaks, die - so weit ich das beurteilen kann - sehr mit der Stimme des Rappers harmonieren.
Sie geben den richtigen Antrieb, drängen sich aber nicht in den Vordergrund. Als müsste die Message nunmal losgebracht werden, so hart und rockig wie möglich. Beispiel hierfür gibt es genug, denn es gibt so gut wie keinen ruhigen Track auf der Scheibe.
Das Herz der Sache ist, wie es sein sollte, doch immerhin die Textwanderung des Künstlers geblieben. Dendemann schafft es da und dort in noch so dicht bewucherten Reimspektakeln auf jede abrundende Kirsche einen weiteren Tupfer Sahne zu setzen.

---





Besonders beeindruckt haben mich Dinge wie:

"Ich bin aus Fleisch und Blut, nicht aus Kabeln und Blech,
hab erstens voll die Gefühle und zweitens habe ich Recht. 

Menschlich gesehen stehen die Karten nicht schlecht,
tja doch der analoge Widerstand ist grade geschwächt."

(0 Robota)


"Ja er ist der Mann der irren Parabeln,
der uralten Novellen und der verwirrenden Fabeln.
Einer von den Schwachmaten, die es zu nichts gebracht haben
aber dieser Dachschaden bleibt irreparabel."

(V.N.D.)


"Keine zehn, zwölf Jahre doch ´nen 1210er später,
ca. 1-9-9-9, kennt das Thema jeder.
Als noch einiges gut, war alles noch derbe heftig
und die Experten in den Presswerken schwer beschäftigt.
Da hast du dich fast wie ´n Trottel gefühlt,
ja wennde keine Instrumentals hast, auf Doppelvinyl.
Denn für viele wurd´ das Hobby in der Zwischenzeit Beruf
und die Identität hatte sich ´n bisschen eingegrooved."
(I´m a Record Junkie und zurück)


---

Trotz des hochwertigen Rhyme-Stakkato, nimmt das Niveau nicht ab und es wird nur selten mit Platzhaltern nachgeholfen. Gerade so wenige, dass man nicht die Laune verliert den träumerischen Philosophien des im Sternzeichen Krebs (wie meinereiner) geborenen Mitglied der mittlerweile schon in die Jahre gekommenen deutschen Hip-Hop-Gemeinde, zu lauschen.
Und doch muss ich nochmal die Beatsteaks erwähnen, die instrumental ihre Arbeit mehr als gut machen. Ich habe mich mit den anderen Werken des Dendemann auseinandergesetzt und fühle mich am neuesten Werk, wahrscheinlich im Gegensatz zur dicken Fangemeinde, immernoch zu Hause. Von der Albumqualität können selbst meine guten alten Brote nicht mithalten, und boooy, die habens zeitweise auch faustdick hinter den Ohren.

Hört mal rein. Und sei es nur wegen den verdammten Drums in den ersten paar Sekunden des ersten Tracks.

StrawHat
(Juni-Krebse rulen)
 
-----------------------------------------------------------
 
STRAWPINIONS:

KATEGORIE KEIN DRUM ´RUM:

Absolute (unbekannte) Anspieltipps: Nesthocker, V.N.D., Freie Radikale GbRdH, I´m a record junkie und zurück, Hörma!
Absolute (bekannte) Anspieltipps: Stumpf ist Trumpf 3.0
LINKS:

STUMPF IST TRUMPF 3.0 MUSIC VIDEO:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen