Mittwoch, 20. April 2011

1.8.2 The Chemical Brothers - Further


Beissendes Gepiepse eröffnet die neueste Platte des britischen Duos. 2010 kam sie heraus und hinterließ so gut wie keine nachhaltigen Empfehlungen. Nein, man muss gewillt sein das Album zu kaufen, bevor man es empfohlen bekommt - muss den Tipps quasi hinterherlaufen.
Mir unverständlich, denn das magische Kunstwerk fesselte mich von Sekunde 0 an. Ich höre es beim Schlafen, beim Autofahren und dank meiner Deluxe Edition sehe ich sogar ansehnliche Visuals dabei, die mich dem intimen Projekt noch eine Spur näher bringt.
Further ist jetzt bereits einer meiner All-time-Favourites. Anders als das Push the Button-Hammerding und vergleichbares Material. Es berührt mich wie ein erfahrungsreicher Traum, den man immer wieder träumen kann. Nehmt euch nicht die Chance die Temperatur des Wassers zu erfühlen - eventuell wollt ihr ebenso eintauchen.

"Your love keeps lifting me" ist einer von zwei Aussagen, die im ersten Track getroffen werden. Stephanie Donsen rettet euch vor der grauen Impression des Tonwirrwarrs, welches euch die ersten Sekunden vielleicht sogar an der Funktionalität der CD zweifeln lässt. Die Aussage versucht euch in Sicherheit zu wiegen, schwillt zu einem wunderschönen Canon heran, den die zweite Zeile "Lifting me higher" doppelt unterstreicht.
Ihr seid am Anfang, müsst euch mit dem Wasser vertraut machen. Snow ist da um euch dabei behilflich zu sein.

Wie bei vielen anderen Beispielen im Hause Chemical Brothers geht der erste Track schließlich erst im Zuge seines Nachfolgers in die Luft. Escape Velocity, die erste Single, ist eine 12-minütige Dauerbeschallung an tanzbaren Soundwaves. Für mich stellt sie eine unglaublich vielfältige Emotion da, die mich dann und wann immernoch kalt erwischt.
Das Video dazu ist fast das Merkwürdigste am ganzen Album. Das verwirrte Farbengesicht, das mit seiner strahlenden Umgebung nicht klarkommt ist sicher nicht jedermanns Sache. Trotz allem sicherlich schwer beeindruckend und die Neugier auf den Rest des Werkes anfachend.
Obwohl ich es fast als ... ungerechtfertigt empfinde, dass man dieses Album zerlegt. Ich kann es nur schweren Herzens nicht komplett hören. Dafür ist es irgendwie nicht geschaffen. Man kann zwar dann und wann einsteigen, aber es fehlt einfach was, wenn man das ganze Projekt kennenlernen durfte. Marketingtechnisch ist dieses Argument natürlich absolut verwerflich.

Eine Erfahrung reicher führt jenes Gesicht einen dann über den kleinen musikalischen Sprung, der zu Another World - Single 3 - führt. Fast eine kleine Oase nach den lauten und heftigen Orgasmen von Escape Velocity.
"Another world will surround me, another heart will forgive" ist die Kernaussage und einzige Stellungnahme in der positiven Klangwelt dieses Tracks. Im Visual bekommt ihr, unter anderem, fast anfassbar klare Klangwellen zu sehen, was zu erwarten war. Lädt tatsächlich zum Träumen ein.

Die lang gewachsene Dame, die sowohl in Snow als auch auf dem Cover das Eintauchen in diese Erfahrung darstellt, ist auch die Darstellerin in Track 4, Dissolve. Sie ist definitiv auf der Suche nach jemandem muss mit all den konfusen anderen Leuten klarkommen, die sich ihr teilweise in den Weg stellen. Ein aus dem Leben gegriffenes Bild also.
Zum Glück scheint sie ihr Happy End rechtzeitig zu finden, denn wenn Further einen Traum darstellt, dann ist der nächste Titel, Horse Power, sicher der düstere Part davon.

Das Lied kommt wie aus dem Nichts und gibt starken Kontrast zum mehr positiven Dissolve. Im Video bekommt ihr ein, mit random platzierten Polygonen, laufendes und aufbäumendes Pferd zu sehen, das in seiner einsamen Bewegung tatsächlich ein wenig gruselig aussieht.
Meine Daft Punk-erfahrenen Ohren lassen sich vom penetranten Klang und dem sich immer wieder wiederholenden "Horse. Power." (bei dem ich anfangs immer "Bitch. Come on." verstanden habe - LOL)
weder nerven, noch hinters Licht führen. Könnte aber der entscheidende Abschreckungspunkt für all jene sein, die mit dem Genre sowieso nicht allzu viel gemein haben.

Das immer heftiger werdende Wiehern des Pferdes mündet in das elektronische Meisterwerk Swoon, der zweiten Singleauskopplung. "Just remember to fall in love, there´s nothing else." ist der große Sinnträger darin - eine Aussage die man nicht zwangsläufig teilen, wenn auch berücksichtigen, muss. Vielleicht ist es dieser Track, den viele als "vorvorgestrig" bezeichnen. Die Beatanhäufung ist sicherlich nichts neues, aber meiner Meinung nach haben die Brothers schon oft genug ihre musikalischen Grenzen neu ausgelegt. Warum nicht ein Ding schaffen, das einfach so auf seiner eigenen Wolke fliegt? Muss es immer was Neues sein?!

K+D+B, der letzte große Höhepunkt auf dem angeblich "psychedelischsten & melodischsten" Album der Chemical Brothers, ist, soweit ich es gelesen habe, ein sehr gern gehörter Track unter Fans. Er ist vielseitig und hat ein unausgebremstes Tempo, dem sich sowohl Text, als auch Drums, perfekt anpassen. Es geht tatsächlich bereits "higher, higher", wie es die Lyrics treffend beschreiben.

Und mit Wonders of the Deep geht es, nicht nur im Video, zurück zur Oberfläche um diesem einzigartigen Traum, diesem gewonnenen Eindruck, einen verdienten Abschluss zu geben.
Ich bin mir nach wie vor nicht ganz klar, ob es richtig war hier schon aufzuhören. Viele Projekte gehen mit gut gemeinter Songquantität baden, und die Experience leidet nicht unter dem 52 Minuten langen Ding. Ja, eigentlich ist diese Zeit sogar mehr als ausreichend, auch wenn Escape Velocity alleine sehr viel Platz einnimmt. Vielleicht ist es einfach mein Fail, mit einem rundum runden Projekt schwer abschließen zu können.
Da die amerikanischen Bewertungen deutlich unter den europäischen liegen, kann man fast davon ausgehen, dass die da drüben froh darüber waren, dass es vorbei war.
Muss, wie immer, jeder selbst für sich entscheiden.

Futher hat mich umgehauen. Absolute Empfehlung.

StrawHat
(vorvorgestrig my ass)

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STRAWPINIONS:


KATEGORIE  BEMERKENSWERTES:


- Wenn ihr euch zum Kauf des Albums entschließen solltet, haltet nach der Deluxe Edition Ausschau. Die Visuals sind es wert gesehen zu werden und fördern die gewaltige Impression.

LINKS:
FURTHER WIKIPEDIA-ARTIKEL:
http://en.wikipedia.org/wiki/Further_(The_Chemical_Brothers_album)
BBC-MUSIC REVIEW:
http://www.bbc.co.uk/music/reviews/6d28

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