Dienstag, 16. August 2011

1.16.1 Joshua Radin - We were here


Es ist ein paar Jahre her, dass ich mich darum bemühte in den vollen Genuss der Tracks dieses Albums zu kommen. Joshua "Josh" Radins Musik nützte damals meine Begeisterung für die Serie Scrubs um mich mit seiner federleichten Stimme in ein Mädchenmusik-schätzendes Kerlchen zu verwandeln, und öffnete damit 2-3 Jahre später Künstlern wie etwa Clueso die Tür in mein Herz.
Kürzlich fielen mir die Audiodateien wieder in die Hände und ich gab mir einen Ruck, fast wissend was mich erwarten würde: der jungfräuliche Eindruck ist wie weggeblasen, die Mundwinkel teilweise ironisch hochgezogen als hätte ich mich wieder am Debutalbum von John Frusciante versucht (ich komme darauf zurück), schwebe ich mittlerweile zwischen Spott, Argwohn und - wenn man so will - Melancholie über die bereits verstrichene Zeit der Teenagerjahre, jedoch sicher nicht wegen Radins Musik.

Und das ist für sich komisch genug um darüber zu referieren, denn der Musiker verkauft sich auf diesem - seinem ersten - Album als gefühlvoller Herzensbrecher, der mit Sicherheit noch nie mit einer Frau geschlafen hat, bloß weil sie gut aussah. Nein, stets ist Liebe im Spiel. Immer muss man sich über seinen Fehler klar werden, das Mädchen seiner Träume verlassen zu haben - ach, wie war die Zeit schön. Aber nun ist es vorbei. Nun ist alles vorbei.

Radin selbst ist ein gescheiterter Screenwriter, der durch musikalische Begabung und den typischen Hollywoodkontakten zum erfolgreichen Musiker aufstieg und mittlerweile etlichen Drama/Comedies seinen Sound beisteuerte. So ernährt sich beispielsweise die stets gefühlschaotische Welt von Grey´s Anatomy von seinem sanften Gehauche. Als wäre das schon nicht schlimm genug, wird sein Name auch im Bezug auf One Tree Hill (eieiei) und Gossip Girl (eieieieiei) genannt. Sein langjähriger jüdischer Busenfreund Zach Braff, der ja, wie man weiß, selbst im Filmgeschäft Fuß faste und mit Garden State einen, ja, guten Film ablieferte, scheint ihn tatkräftig unterstützt zu haben und seine Musik sehr zu schätzen, schließlich drehte er auch das Video zum Song Closer.
Scrubs ist für mich so gesehen noch der renommierteste Name, hat die Show ja lange Zeit in vielerlei Hinsicht gerockt (darunter definitiv in schauspielerischer und musikalischer Hinsicht). Die Folge gegen Ende von Season 3 als Dr. Cox´ (John C. McGinley) bester Freund Ben stirbt, die auch fürchterlich twisted endet, gewinnt durch den wirklich guten Song Winter (ebenfalls auf dem Album) auf jeden Fall an Effektivität. Jener Moment brachte mich Joshua Radins Kunst auch so nahe, um besagtem Schritt in dieses Album hinein zu hören, die Chance zu geben.

Aber gottverdammt, Mann! Diese verfluchte Douchebag-Attitüde! Jeder Song ist ein erneuter Kampf mit deinen Tränen und den herzerweichenden Philosophien, die du in dem deinen trägst. Eine mir unbekannte Künstlerin gab da noch den fast überflüssigen Background-Gesang drauf, wodurch die Schnulze fast unterträglich hochgeschaukelt wurde. We were here ist absolute Liebeskummer-Musik, die ganz nach hinten den Schrank geräumt und nur für den Moment vor dem Suizid herausgekramt gehört. Je nach Gefühlslage nimmt man sich nach dem Hören der Scheibe tatsächlich noch das Leben oder fühlt sich wie neu geboren, da man von seinem Beinahe-Weinen von Sorgen und Verzweiflung rein gewaschen wurde.
Von Radins Gitarrenskills kann man, im starken Gegensatz zu dem Gehauche, das der Mensch wohl auch noch "Singen" nennen wird, nur gut reden. Die Tracks tragen - jeder für sich - Ansätze von Herbstnachmittags-Hintergrundmusik mit, die eine Norah Jones verlegen das Gebäude räumen lassen würde. Doch es ist und bleibt viel zu weich um da wirklich was daraus machen zu können. Wenn euch das Herz gebrochen wurde - Joshua Radin. Wenn ihr vergangenen glücklichen Tagen hinterher trauert - Joshua Radin. Wenn ihr euren Partner im Bett mit einer/m anderen erwischt habt - ... okay, ihr habt´s kapiert.

Sorry, Josh, aber den 5 Jahre später-Test hast du nicht bestanden. Ich weiß nicht ob ich deinen weiteren Alben überhaubt eine Chance geben will, weil ich mich sicher über die Art und Weise wie du dich verkaufst tot lachen würde. Und damit hätte ich noch Glück, denn sonst ersäufe ich in trüben Tränen der berührten Verzweiflung, wenn du mit deiner Gitarre mal loslegst um die doofen, doofen Männer dieser Welt im Herzen zu erreichen und zu bewegen. Das kannst du ja gut.

StrawHat
(eieieiei)
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TRACKS & HIGHLIGHTS 

01 Sundrenched World
02 Star Mile
03 Everything´ll be be alright (Will´s Lullaby)
04 These Photographs
05 Closer
06 Today
07 Winter
08 Someone Else´s Life
09 Amy´s Song
10 What if you
11 Only you
 

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