Freitag, 5. August 2011

1.14.3 Arctic Monkeys - Humbug


Wo ist der originelle Erguss von hörenswertem Post-Punk hinverschwunden? Dieses frische, flippige und keineswegs unsympathische Gerocke, das mit Whatever people say I am, that´s what I´m not in unglaublich einschlagender Manier los ging und bei Favourite Worst Nightmare auf die eine oder andere Weise noch einen drauf setzte, ist auf dem dritten Album der Engländer in düsteren Spätabendrock umgeschwungen, der teilweise unter den Kandidaten für Backgroundmusik im Nachtclub Titty Twister (From Dusk Till Dawn) ziemlich gut Chancen hätte. Josh Homme, seines Zeichens musikalisches Haupt- und Nebengewürz für die Gruppen Queens of the Stone Age, The Good, the Bad & the Queen und Them crooked Vultures - um nur wenige zu nennen - mischte seine großartigen Fähigkeiten als Produzent mit in den glänzenden Topf der Möglichkeiten, die die Arctic Monkeys den involvierten Köchen bieten. Und auch wenn Humbug ein herausforderndes, unerwartetes Album ist, so ist es auf seine Art da und dort umwerfend stark.

Und dazu zählt fast hauptsächlich der kräftige Anfang. My Propeller, der Eröffnungstrack und dritte Single, ist ein wahnsinnig derber Ohrwurm, der sofort klar macht wie Homme dieses Ding gedreht hat. Turner, der Sänger, steigt auf seine Rolle im Text perfekt ein und liefert klar erkennbare gesangliche Höhepunkte zum derben Rock seiner Bandmitglieder. Drummer Matt Helders, der sich schon früh als Queens of the Stone Age-Fan geoutet hat ("The one thing that changed me most was seeing Queens of the Stone Age live at a festival last year. As soon as they came off I was like 'Fuck – I need to start hitting harder'."), ließ sich stark vom erfahrenen Produzenten beeinflussen und steigert sich erneut zusehends, mit dem somit berechenbaren Höhepunkt im fantastischen Track Dance Little Liar, der mir gut als Türöffner für den neuen Stil der Monkeys diente und dem ich jedem nur schwer ans Herz legen kann, der diese Zeilen liest.

Um ehrlich zu sein ist lediglich die Zahl an Nummern, die mich umhauen, zurück gegangen. Das mag daran liegen, dass es das bis dato kürzeste Album der Gruppe ist, aber auch an der generell durchhängenden Art. Es erfrischt nicht, hört sich aber unverschämt cool an. Schnittige One-Liner wie "What came first, the chicken or the dickhead?" finden sich in fast jedem Track des Albums, doch nur eine Hand voll bleibt hängen. Crying Lightning, das auch klar eines ihrer besten Songs ist, ist somit auch ein großer Höhepunkt auf dem Album, wenn auch sehr früh angelegt. Mit Dangerous Animals kam ich nur nach mehreren Wiederholungen der Scheibe klar und mit Potion Approaching und Cornerstone fange ich zugegebenermaßen immer noch recht wenig an. Einzig Pretty Visitors verkauft sich noch erwähnenswert, denn der originelle Trauermarsch tut sein Übriges zum abgedunkelten Gewölbe-Gefühl Humbugs, sowie Track Nr. 4, Secret Door, die eigentlich einzige Nummer in der sie ein bisschen das Rock-Schild fallen lassen, fällt durch den wohltuenden Klang und die stimmige Platzierung auf dem Album auf.

Was ich mit all den Metaphern und Vergleichen ausdrücken will ist folgendes: Man ist nach dem Durchhören ihres dritten Werks - was die Arctic Monkeys betrifft - um einige Ecken gescheiter. Der große mediale Anklang war hauptsächlich, dass dieser neue Stil einen viel weiteren Horizont aufwirft. Einen Horizont, der eventuell verfolgt gehört hätte. Josh Homme wirkt, so viel ich bis jetzt las, auch in ihrem aktuellsten Album mit, was sich nachträglich jedoch als nicht so mitreißend herausstellte, wie es sich nunmal auf Humbug anfühlt. Ich war durchaus bereit den Wandel in diese Richtung zu akzeptieren, auch wenn die freimütige Schlagfertigkeit der Vorgänger fehlen. Doch dann kam der Release diesen Jahres, Suck it and see, und der warf diese Pläne fröhlich um ...

StrawHat
(Haupt- und Nebenwürze von Strawpinion)
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 TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 My Propeller
02 Crying Lightning
03 Dangerous Animals
04 Secret Door
05 Potion Approaching
06 Fire and the Thud
07 Cornerstone
08 Dance Little Liar
09 Pretty Visitors
10 The Jeweller´s Hands
 

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