Freitag, 14. Oktober 2011

1.21.1 Miles Kane - Colour of the Trap


Huch? Den hatte ich übersehen. Trotz meines starken Interesses an The Last Shadow Puppets und allem was mit Alex Turner auch nur im Entferntesten zu tun hat, blieb sein mittlerweile guter Freund, Tour- und Bandkollege Miles Kane etwas im Hintergrund.
Klar: The Rascals, die Band, die er nach einem Album verließ, knöpfe ich mir noch vor. Aber von dem Soloalbum hatte ich bisher noch absolut nichts gelesen - umso erfreuter hab ichs nach dem Drüberstolpern gleich mitgenommen und gelooped bis selbst mein Player mit den Augen rollte. Gerade oft genug also, um mir eine Meinung zu bilden, die ich innerhalb der folgenden Absätze kurz und knapp festhalten werde.

Erstmal wird aber nur eine Sache festgehalten. Nämlich meine Überraschung über die nach wie vor bemerkenswerte Stimmähnlichkeit zwischen Turner und Kane. Ich meine, im Laufe der vielen empfehlenswerten Tracks auf The Age of the Understatement stach dieser Fakt schon heraus, aber wenn man sich Colour of the Trap gibt, auf dem Turner im Vorfeld ebenfalls als Co-Texter eingebunden wurde, bemerkt man mehr und mehr übereinstimmende Aspekte an diesem ansprechenden britischen Symphonic Rock, der in Kanes und Turners Netz baumelt.
Come closer und Rearrange, die Singles und Opener, könnten also quasi von beiden Musikern gleich gut wiedergegeben werden. Dieser packende Beat, der theatralische Gesang, die ewige thematisierte Liebe. Sie haben die selben Inspirationen, klingen gleich, wirken gleich. Ein erfolgreiches Duo, das auf diesem Album nur durch hauptsächlich eine einzige Person dargestellt wird. Fast schade.

Schade deswegen, weil Miles Kane in eben diesem Alleinkampf zwar sein Ding durchzieht, Leben in ein Genre einzuhauchen, das es gegen elektronische und Pop-Richtungen heutzutage schwer hat an die Spitze der Verkaufszahlen zu schießen, aber leider zu oft auf ein und dieselbe Formel zurück greift. Nämlich eine, die, die Scheibe ab der Hälfte in einen Kaugummi verwandelt, auf dessen Unterseite nur ab und an ein Fleck ungelecktes Aroma zu finden ist.
Beispielsweise in den Tracks Counting down the Days, Inhaler, einem schnellen, richtig starken Track über das Verlangen nach der tanzenden Weiblichkeit, oder in Happenstance, in dem sich Kane ein Duett mit der hübschen Schauspielerin Clémence Poésy (In Bruges, Harry Potter and the Goblet of Fire, 127 Hours) gibt. Diese Lieder gehen nur halb so gut ins Ohr, wie sie es tun sollten, wenn man Gefallen an diesem Style gefunden hat, schlagen sich aber im Großen und Ganzen überdurchschnittlich. Man will es nach dem Durchlauf nochmal hören - mehr kann man vom Künstler wirklich nicht verlangen.

Außerdem ist es sicherlich nicht Kanes letztes Solowerk, auch wenn ich ihn gerne wieder im Studio mit dem Arctic Monkeys-Frontmann sehen würde. Einem neuen Projekt wurde immerhin schon zugesagt, und bei dem Spaß den er während den Produktionen hat (man kann es auf den Fotos im textreichen Booklet nachvollziehen), wird er sich nicht lange mit einer Tour aufhalten lassen, bis es wieder losgeht.

So angefasst, bedeutet dieser Musikerhaufen, der sich auf dieser europäischen Insel und darüber hinaus gut vermischt hat, für mich einen lebendigen Geist, der die letzten musikalischen Jahrzehnte und Generationen irgendwie überlebte und eine bekannte Sympathie in diese modernen Zeiten bringt, in der "sich alles immer schneller zu drehen" scheint. Dass sich auf der B-Seite von Inhaler ein Live-Cover von Hey Bulldog befindet, ist nur ein kleines - wenn auch bestätigendes - Zeichen dieses Geistes.
Bei all dem technischen Fortschritt und dem ganzen schwierigen Kommerzscheiss, der überall zirkuliert, bin ich froh, dass Alben wie Colour of the Trap durch die Regale schielen um dem ansehnlichen Gesicht des melodischen Indie Rock 2011 ein paar passende Lippen zu schenken.

Kannst dich also weiter chic machen, Miles. Beim nächsten Mal bitte bloß ein bisschen mehr Abwechslung.

StrawHat
(voll mit ungelecktem Aroma)
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TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 Come closer
02 Rearrange
03 My Fantasy
04 Counting down the Days
05 Happenstance
06 Quicksand
07 Inhaler
08 Kingcrawler
09 Take the Night from me
10 Telepathy
11 Better left invisible
12 Colour of the Trap


LINKS:

REARRANGE MUSIC VIDEO: http://www.tape.tv/musikvideos/Miles-Kane/Rearrange  

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