Dienstag, 4. Oktober 2011

1.4.1 Bloc Party - Silent Alarm



Die neuesten Gerüchte über die Trennung Bloc Partys von ihrem Sänger Kele Okereke, sowie die unmittelbare Abstreitung dessen, auf ihrer Homepage und Okerekes Blog, stürzten mich zurück in die Anfänge von Strawpinion und dem frühen Eintrag zur Band selbst.
An meiner Meinung zu den großartigen Alben der Briten hat sich im letzten Jahr nichts geändert, obwohl sie auch heuer wenig von sich haben hören lassen.
Diesmal sehen wir uns aber auch nicht nach aktuellem Material um, sondern bleiben beim Erstlingswerk aus dem Jahre 2005, das damals von manchen Zeitschriften als das Album des Jahres gepriesen wurde. Ob der stille Alarm zum Beginn von Bloc Party seit damals an Lautstärke gewonnen hat?

Die Kampfansage an den Rock des 21. Jahrhunderts lautete wie folgt: Um den Rock heutzutage überleben lassen zu können, müssen unterschiedliche Genres gemixed werden, die in ihrer eigentlichen Form nichts miteinander zu tun haben sollten.
Seltsam wie solche frechen Behauptungen manchmal einfach untergehen, oft jedoch bis ins hinterste Kämmerchen vernichtet werden. Bloc Party schadete diese Einstellung bislang nämlich nicht. Vielmehr wurde das breite Spektrum der Band gelobt, die politischen Ansichten, die in ihren Lyrics gepredigt werden, ferner ihre Inspirationen und musikalischen Einflüsse.

Silent Alarm beweist in seiner ersten Hälfte enorm viel Drive. Da sind die Singles Helicopter, Banquet, Positive Tension und ein Haufen anderer richtig origineller Songs mit Biss und Klang, wie der Track, dessen Demo die Band ihren Karrieresprung überhaupt erst verdankt: She´s hearing Voices. Man stößt mal auf ein bisschen gesampletes House, dann ein Stück weit Post-Punk Revival. Ruhige Songs, Okerekes gesangliche Stärke, finden sich auch, stechen aber nicht so sehr heraus wie die Tracks, die eine ruhige Seele besitzen, aber dann doch irgendwie nicht wirklich still halten wollen. Bestes Beispiel ist This Modern Love, einer der ersten Stücke, die mich an Bloc Party fesselten.
Der lyrische britisch-afrikanische Stimmklang des Sängers läuft aber meiner Meinung nach mit seinem Gesang auf Silent Alarm nicht recht konform. Oft ist kein Volumen dahinter, es grenzt an Sprechgesang, mehr Ausdruck seiner Textlaune als wirkliche melodische Kunst. Okereke konnte sich somit glücklich schätzen, so eine gute Indie-Band (darunter der erstklassige Drummer Matt Tong) an seiner Seite gewusst zu haben. Mittlerweile, nach dem dritten Studioalbum, steht es um sein Studiokönnen wesentlich besser, weswegen ich auch dem Soloalbum nächstes Jahr mit freudiger Erwartung entgegen blicke.

Gegen Ende der Scheibe wirds noch eine Ecke unkommerzieller, die Texte stehen klar im Mittelpunkt, die Lieder wechseln sich stark ab. Während bei den ersten Hammertracks die Zeit geradezu verfliegt, nimmt es später kein Ende und es baut sich tatsächlich zu einem Projekt aus, das ohne Pause fast eine Stunde lang für Unterhaltung sorgt. Trotzdem ist ein bisschen Ruhe ab der Hälfte zu empfehlen um klar differenzieren zu können und nichts zu übersehen. Denn während Tempo und Akkustik einen wahren Slalom fährt, bekommt man ebenso eine Stunde Okereke satt. Ich muss mir mal das Publikum ihrer (mittlerweile eingestellten) Gigs näher ansehen, und ob sie am Ende des Konzerts immer noch Fans des Sängers sind. Manche Aufnahmen sprachen bislang klar dagegen.

Silent Alarm zog im selben Jahr ein Remix-Album nach sich, auf dem Künstler wie Mogwai förmlich einen Zirkel bilden und die Songs neu interpretieren. Es gilt als eigenständiges und überraschend offenes Werk, nachträglich eine willkommene Abwechslung in die Bereiche des Dance-Punks. Beim dritten Album Intimacy wurde dies schließlich wiederholt, doch dazu komme ich noch.
 
Bloc Party ist eine vielseitige Band, ihr Debut ein absolutes Muss. In ihrer Kunst ist von Anfang an große Qualität zu lesen. Halb durch das erste Album ist man dankbar für diese Erfahrung, und obwohl am Ende mit Compliments und Two more Years noch wirkliche Klassiker auf einen warten, hat man doch irgendwann genug gehört und muss durchatmen. Silent Alarm hingegen nur einmal zu hören ist nicht gesund, man muss sich viele weitere Durchläufe gönnen, damit Platz bleibt. Alleine der laute Start rechtfertigt nämlich die vielen Auszeichnungen für das beste Rock-Album 2005 (PLUG Awards & NME Awards), daran ändert sich in einem halben Jahrzehnt nichts so schnell - auch wenn sich dem rasanten Sprung von britischem Post Punk-Revival viele Bands, darunter auch meine viel zitierten Arctic Monkeys, anschlossen. Die schottische Gruppe Franz Ferdinand wird übrigens ebenfalls oft in einem Atemzug genannt, obwohl sie selbst im Vorhinein sehr viel Einfluss auf die Gruppe hatten, Sänger Alex Kapranos ist zudem mitverantwortlich für ihren Durchbruch.

International stehen die Nachfolewerke der Band, Jahre nach diesem Durchbruch, vielleicht im Schatten des Vorgängers, was eventuell ein Grund für Kele Okereke sein könnte, seine Gruppe links liegen zu lassen.
Da sie aber generell sehr zu empfehlen sind, und da dies viele so sehen, können wir aber sicher auf kommende Platten hoffen, die ähnlich stark klingen.

Vorausgesetzt sie haben sich wirklich nicht zerkracht. Das wäre zu schade.

StrawHat
(remember Matt Tong)
--------------------------------

TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 Like eating Glass
02 Helicopter
03 Positive Tension
04 Banquet
05 Blue Light
06 She´s hearing Voices
07 This modern Love
08 Pioneers
09 Price of Gasoline
10 So here we are
11 Luno
12 Plans
13 Compliments
14 Little Thoughts
15 Two more years

LINKS: 
BANQUET MUSIC VIDEO: http://youtu.be/vdkmhquF60o 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen