Montag, 3. Oktober 2011

2.22 BIONIC COMMANDO (PS3)


Der Character des Nathan Spencer interessierte mich seit der Suche nach geeigneten Fightern in Marvel vs. Capcom 3, das sicher früher oder später auch noch einen Platz auf Strawpinion finden wird.
Der metallene Arm, auf dem Cover klar zu sehen, bietet mit der ausfahrbaren Greifhand ein geradezu typisches Merkmal für einen Videospiel-Protagonisten. Der günstige Preis überzeugte mich, die Wartezeit auf die großen Herbst- & Winterblockbuster mit kleinem Kram zu überbrücken und die freien Teile dieses beschäftigten verlängerten Wochenendes zum Durchzocken zu nutzen. Somit ist dies wieder eine ziemlich frische Strawpinion, denn ich fange quasi an zu schreiben als ich mit dem Spielen fertig geworden bin. Oder besser gesagt, als ich fertig war meine Kotze vom Boden auf zu wischen. Denn Spencers Spiel ist miserabel.

Zunächst sei gesagt, dass die Story von einem verlangt, die Klassiker von GameBoy, NES oder XBox gespielt zu haben. Obwohl es für mich, der ja Wert auf solche Dinge legt, die Verabsäumung dessen offen gesagt kein Schlamassel war, denn um ehrlich zu sein ist die Geschichte uninteressantes Wischiwaschi. Vielleicht passend für einen mittelprächtigen 100 Seiten-Comic, wenn man seine Zeit in die Darstellung vom größtenteils schwingenden Spencer investiert.
Dies steht nämlich im Fokus des Spiels: Den Arm fest zu haken und von A nach B zu schwingen. Wenn Gegner mitmischen, vielleicht auch mal nach C. Kann aber sein, dass man von der unrealistisch dargestellten Grauzone namens Physik auf halbem Wege abgesägt wird und im Wasser landet, was einem 40 %igen Tode gleich kommt, denn der bionische Arm ist für Schwimmbewegungen zu schwer und somit bietet das direkte Ziehen zu greifbarer Oberfläche innerhalb der kommenden 3 Sekunden die letzte Rettung.

Die Levels sind kurz und unkompliziert gehalten. Meistens gilt es Minen per Computer zu deaktivieren um seine Schwingpartie ungestört fortsetzen zu können. Fliegende und laufende Roboter, ebenso wie schwerere und leichtere Fußsoldaten, ferner Scharfschützen, machen euch gelegentlich auf Hochhäusern und in Tunnels das Leben schwer. Zumindest würden sie das tun, wenn sie nicht saublöd programmiert worden wären.
Ihre Taschenlampen leuchten offensichtlich quer durch die Wand und mit einem simplen Wurf von Mauerteilen oder brennenden Autos ist einer ihrer Stoßtrupps bereits erledigt. Sie laufen dir quasi richtig vor die Flinte. Die Wurfrichtung geschleuderter Dinge erledigt sich außerdem fast von selbst, zielen ist eher Nebensache. Man kann zudem drei Waffen gleichzeitig halten, wovon zwei unauswechselbar sind - eure Hauptwaffe, sowie Wurfgeschoße. Die dritte Ergänzung wechselt je nach "Unterstützung von oben" von Granatwerfern über Sniper, Raketenwerfer und einer Art Gewehr.
Die einzig wichtige taktische Überlegung ist somit: Welche Waffen habe ich zu Verfügung und wann brauche ich welche Waffe wofür?
Der Nahkampf zeigt sich schrecklich unausgefeilt und kein bisschen spannend. Mehr als die Hälfte aller Moves - ihr bekommt tatsächlich ein Tutorial zugesprochen - braucht man nur 1-2 Mal im Spiel, meistens als rein stilistischer Zusatz. Wenn man sich allein auf die Waffen konzentriert und hin und wieder mal zuschlägt um Gegner fliegen zu sehen, hat man nichts versäumt.

An Bosse wurde zwar gedacht, jedoch nicht sehr weit. Ab und an kommt mal was Großes, schließlich etwas sehr Großes, irgendwann eine Wand an allen Arten von Gegnern, alles durchtränkt mit taktisch transparenten Systemen ohne Überraschungen.
Vom Endboss kann ich wenig erzählen, denn es gab keinen. Gegen Ende erreicht die Geschichte einen undramatisch konzipierten Fight, der nicht leichter hätte sein können, und den richtigen Endgegner besiegt man hinterher mit popligen Quicktime-Events.
Ungenutztes Potential ohne Ende. Die aufkommenden Credits sind ein Schlag ins Gesicht, man fasst förmlich nicht, dass es schon vorbei ist. Gleichzeitig aber passt dies absolut ins Gesamtbildnis.

Kurz und gut: Finger weg von Bionic Commando für die PS3, für welches Geld auch immer. Es ist Zeitverschwendung, denn interessante Story sucht man vergeblich, Verwicklungen lassen sich bis zum letzten drittel des Spiels Zeit, ebenso wie spielerische Abwechslungen. Man wird ständig interessanter Gefechte beraubt und der immer mitziehende Anblick einer überschwemmten und vernichteten Stadt ist im Gegenstück zu wenig Leistung um doch noch ein Plus aussprechen zu können. Das Schwingen durch Brücken und über Gebäude, um dem Laser des Feindes auzuweichen oder geplanten Manövern Zeit und Raum zu verschaffen, hat ab und an seine Momente, musikalisch wirkt Capcoms Werk ein wenig übertrieben, wenn auch kein klares Minus zu erkennen ist - es gab schon schlechtere Untermalung.
Aber noch kein so doofes und unnötiges Capcom-Spiel.

StrawHat
(von A über B nach C)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen