Sonntag, 16. Oktober 2011

2.23 MOTORSTORM: APOCALYPSE (PS3)


Wenn es draußen kalt wird und der Herbst seine Motoren startet, die Tage abkühlen, die kühlen Nächte nach Heizungen verlangen, das gefallene Laub entweder schön crunshed oder durch Schlamm und Regen zum klebrigen Schabernack mutiert, ist es heutzutage der richtige Stimmungsaufheller, sich vor den Fernseher zu kuscheln und ein Ehrgeiz-antreibendes Rennspiel zu spielen, bei dem es trotz schräger Umweltlage heiß her geht - heiß genug um einen die Situation vor der Tür für 1-2 Stunden am Tag vergessen zu lassen.
MotorStorm war immer schon so ein Racer. Und nach mittlerweile zwei Teilen auf der PS3 (die bereits reviewten MotorStorm und MotorStorm: Pacific Rift), sowie dem kleinen Platzhalter auf der PSP, den ich leider noch nicht anspielen - oder besser gesagt totzocken - konnte, besitzt die knallig-farbenfrohe Reihe einen Genreruf, von dem man behaupten kann, er habe ihm nicht geschadet.
Mit MotorStorm: Apocalypse, das hierzulande schon im Frühjahr erschien, ging das Franchise in eine neue Richtung, bei dem so manches Goodie umgeworfen und viel Spielspaß angefügt wurde.

Da wäre zunächst einmal zu bemerken, dass endlich eine Story auf dem Speiseplan steht. Eine etwas schwammige, aus einem Motion Comic bestehende Geschicht, die so manches Detail aus den alten Spielen miteinbringt und die stets gefährlichen Fahrer, die, die verangenen MotorStorm-Ereignisse überlebten, mit ein bisschen Hintergrund versorgen.
Die Organisatoren, allen voran Veteran Big Dog, zieht es mitsamt ihres gekaperten Frachters in eine von Katastrophen heimgesuchte und leergefegte Stadt namens The City (ähnlich inkognito wie es zuvor in Pacific Rift The Island war), die den Metropolen an der amerikanischen Westküste nachempfunden wurde. Erdbeben, Überschwemmungen und Wirbelstürme sorgen für einstürzende Wolkenkratzer und unbewohnbare Vororte, sowie zerfallende Rennstrecken. Kurz und gut: Ein nicht enden wollendes Chaos, das den Adrenalinjunkies in ihrem zwei Tage andauerndem Fest gerade recht kommt.
Während die Geschehnisse aus dem Ruder laufen und ein wichtiges Mitglied ihrer Truppe durch das Einwirken eines Rivalen ums Leben kommt, was ab und an ja bereits vorkam, erklären die verbliebenen obdachlosen Banden und Bewohner der Stadt den gut gelaunten Rennrowdies den Krieg, schrecken vor Gewalt und Anschlägen nicht zurück.

Mitten drin seid ihr in einem aus 40 Strecken bestehenden Repertoire, das man Schlag auf Schlag vorgesetzt bekommt. Die zwei Tage Festival erlebt ihr aus den drei Perspektiven eines Neulings, eines renommierten Fahrers, und dem Anführer Big Dog selbst, der euch stets mit zwielichtigen Tipps und Lebensweisheiten zuleiert und für sich in der gesamten Story bis zum Ende eine große Rolle beansprucht.
Die Geschichte selbst ist nach den äußerst flachen Vorgängern eine natürlich gern gesehene Erweiterung, allerdings zahlt ihr auch den Preis dafür: Ihr seid an den Character und dessen Fahrzeugwahl gebunden, könnt nicht nach Belieben loslegen und den Titel des Champs durch eigene taktische Wahl erreichen. Zudem ist eben diese Geschichte relativ undurchdacht, offensichtlich und sorgt mit den üblichen großbrüstigen Weibern, somit einhergehenden großkotzigen Machos für keine einzige Überraschung.
Und hier wurden Möglichkeiten verbraten, denn es finden sich interessante Leute en masse, die einfach links liegen gelassen werden, da sie schlicht keinen Platz finden.
Man kann also gerade mal zusehen, wie ein popliger Geschichtenversuch mit unbemühten Effekten an einem vorbei zieht und muss dafür sorgen, dass man sich für die nächsten Rennen qualifiziert und die Collectibles einsammelt, die auf der Strecke herum liegen, um an seinen Spielspaß zu kommen.

Ein großes Plus erntet die Umsetzung der zusammenbrechenden urbanen Gegend, denn die Entwickler haben sich an jeder Ecke tatsächlich mehr als bloß ein paar Explosionen einfallen lassen, um euren Boost-Finger glühen zu lassen. Leuchttürme, deren Einsturz neue Streckenteile offenbaren und auf der Strecke herunter kommende Linienflugzeuge sehen super aus und katapultieren euch in eine Welt, in der man nur Gas geben kann um das Beste daraus zu machen. Was will man in einem Action-Racer mehr?
Natürlich waren die im Spiel versteckten Sammelkarten eine weitere gern gesehene Challenge für mich. Und unterm Strich wirklich die investierte Hobbyzeit wert, selbst wenn sich tatsächlich ein paar Collectibles glitchten und bei mir für pure Verwirrung sorgten.
Bessere Programmierung im Streckenverlauf wäre vor dem Release echt vorzuschlagen gewesen - so genau schaut immerhin jeder hin.

Positiv aber ist die Musik, denn war sie in den anderen Spielen ein grobes hässliches Metalmischmasch, so zeigt sich dieser Soundtrack elektronisch und überzeugend anhörbar, wenn auch nichts für oben beschriebene ruhige Tage. Definitiv was zum Aufdrehen der Anlage auf Parties, mit Mitspielern.

Irgendwie fühlt sich Apocalypse also als klarer Fortschritt an, in den gute Seiten von ähnlichen Titeln wie BurnOut eingebunden wurden, doch grundlegende Spieleinstellungen wurden leider einfach zu knallhart umgeschrieben. Dass sich das Fahrzeughandling in einer Serie so verändern kann, hätte ich dieser Tage nicht gedacht. Beim wesentlich größeren Fuhrpark - Supercars, Choppers, Hot Hatches, Muscle Cars und Superbikes sind erstmals mit von der Partie - ist die eingeschränkte Fahrzeugwahl im Storymodus doppelt schade.
Obendrein wurde negativ am Schwierigkeitsgrad geschraubt, denn die echte Härte beginnt erst ab der Hälfte des Spiels - richtige Bretter, wie im Review zum ersten Teil beschrieben, bleiben bis auf 2-3 Rennen auf der Strecke.
Man kann also von einem hübschen Zwischenstopp im MotorStorm-Franchise ausgehen, der von Rennspielfans natürlich wieder gespielt werden sollte und eine erregende Abwechslung zu Need for Speed & Co. anbietet. Die Reihe hat seinen Höhepunkt aber noch lange nicht erreicht, es ist in jedem Fall noch massig Luft nach oben, denn zu viele Aspekte - Story voran - sind klar zu unterentwickelt und schlecht genutzt worden.

Maximal ein Schritt in die richtige Richtung - das hat es vielen anderen Titeln zumindest voraus.

StrawHat
(The Hat)
--------------------------------------------------

LINKS:

E3 2010 TRAILER: http://youtu.be/G8LUM0Vi4zI

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen