Samstag, 7. Mai 2011

2.8 JUST CAUSE 2 (PS3)


Von einem Spiel, das exakt so gebaut und geplant ist wie sein Vorgänger, ja eigentlich nur dessen Grafik an sich den großen Fortschritt darstellt, halte ich meistens nichts - Grafikhure war ich nie und werde ich nie sein.
Trotzdem muss ich zugeben, dass Just Cause 2 die bislang meisten "Wooow"- und "Holy shit!"-Momente für sich beanspruchen konnte. Damit steht es in klarer PS3-Konkurrenz zu den Uncharted-Krachern, die von der Umgebung und den durchlebten Sequenzen einen ähnlich starken Effekt auf mich hatten.
Doch wie wir alle wissen ist Grafik nunmal nicht alles, und da wo es hätte punkten sollen, hat es nicht gepunktet, hat seine Chancen praktisch links liegen lassen.
Liegen gelassen wurde das Spiel selbst von mir natürlich nicht, und deswegen gibt´s hier und jetzt die kleine Strawpinion über ein (zumindest technisch) unglaublich großes Spiel.

Wenn ihr den Eintrag über Teil 1 gelesen habt, werdet ihr gemerkt haben, dass dieser zwar enorm ausgebaut aber kaum ausgefeilt war. Glücklich kann ich behaupten, dass hier und da an der Steuerung doch geschraubt wurde und den Entwicklern einige hübsche Standartextras eingefallen sind.
Beispielsweise ist hier der Greifhaken zu nennen, der mich eigentlich durch das ganze Spiel geführt hat. Gelaufen bin ich wahrscheinlich ingesamt nicht einen Kilometer (das ist natürlich übertrieben, aber man könnte es fast meinen). Am Stück lief ich jedenfalls nie mehr als 50-100 Meter. Der schnelle Griff zum L1-Knopf ermöglicht es einem nämlich binnen Sekunden mehrere zig Meter zu überspringen - in Kombination mit dem Fallschirm, der immer und überall einsetzbar ist, sogar viele ganze Kilometer.
Auch andere Grundsachen wie Fahrzeuge und Munition sind binnen 10 Sekunden anzufordern, man kann sich sogar recht zügig (wenn man eine gewisse Ladezeit wegzählt) quer über die gesamte Map zu bereits erforschten Stationen warpen lassen. So einen Luxus gab es in Teil 1 nicht .. naja, zumindest nicht direkt.

Gegner, Aufgaben, Missionen und Waffen wurden verdoppelt und verdreifacht. Man hat statt den langweiligen sinnlosen, vertrottelten, sich wiederholenden Dreckssubmissions in Just Cause 1 tatsächlich die Möglichkeit verschiedene revolutionäre Organisationen bei teilweise richtig spaßigen Missionen zu unterstützen. Hinterher darf man auch entscheiden, welche dieser Organisationen einen durch das Endgame begleiten kann. (Nicht, dass das irgendeinen großen Impact haben würde, aber es ist zumindest eine hübsche Option.)

Und wo wir gerade bei diesen Organisationen sind - gelungen fand ich diverse kurz gehaltene Briefings und Dialoge. Es sei aber gesagt, dass man nach über 80 Stunden Spielzeit (ja, so lange saß ich an diesem Viech von Spiel) richtig Lust auf bodenständiges britisches Englisch bekommt, denn in Just Cause 2 fliegen Dialekte tiefer als Granatensplitter - jeder NPC jongliert mit Satzstellung und Betonung, irgendwann lacht man sich über einzelne Worte nurnoch tot. Hängen blieb beispielsweise das nett gemeinte "Serdadu" des Ular-Kapitäns. So spielt man sich normalerweise in mein Herz ..

.. wenn nicht große Enttäuschungen gen Ende auf mich gewartet hätten, wie die Tatsache dass man für die tausende von gefundenen Collectibles nicht mal einen Furz an Anerkennung bekommt. Nicht mal eine stinkende Trophy gab´s dafür - das ist ungerecht! Das wird vorallem dem Spiel nicht gerecht!
Manche Sachen hätten reizbar sein können, wie die Colonels des Militärs zum Beispiel. Die Entwickler schrieben denen ganze Biographien, aber die NPCs sehen alle gleich aus und man bekommt nach deren Ermordung weder Passfoto noch sonst etwas - warum dann überhaupt das Detail?
Warum nicht Detail an anderen Stellen anfügen, wie seltene Tiere anstelle von Sticker-Fischen?

Die Fahrzeuge glänzen von der Steuerung her wirklich sehr, auch wenn an den Flugzeugen generell wenig getan wurde. Es macht immer Spaß alle zu finden und jeden einmal zu fahren - vorallem bei den Autos haben sie sehr große Unterschiede geschaffen.
Die Boote sind ebenfalls gelungen, und die bewaffneten Helicopter machen richtig krach und heizen den ebenso unterschiedlichen Military Bases so richtig ein.

Den größten Spaß machen natürlich die Explosionen, die man mit verschiedenen Mitteln herbeiführen kann. Egal ob Silos oder Pipelines, richtig viel geht richtig großflächig in die Luft, und da lebt die PS3 wirklich ihr volles Können aus.
Friedliche Landschaften wurden aber ebenso geschaffen. Easter Eggs wie der Heißluftballon oder die Spitze des höchsten Berges lassen einen immer wieder aufs Neue die wunderschön gestalteten Landschaften erleben - schöner ist nur die echte Natur.

Und ob ihr es glaubt oder nicht, viel mehr gibt es selbst nach 84 Spielstunden (die ich zu 80 % nur durch Collectible-Jagd und quälender Sucherei zusammengetragen habe) einfach nicht zu sagen. Just Cause 2 gibt storytechnisch genauso wenig her wie sein Vorgänger, glänzt aber in den Punkten Grafik und Experience mehr als viele andere Titel. Ehrlich, wer immer eine PS3 besitzt, muss in den Genuss kommen sich mal vom Casino-Dach zu schmeissen um sich im letzten Moment mit dem Parachute aufzufangen, oder durch eine Siloexplosion hindurchzufliegen bis man vom Hitzewall gepackt und davongeschleudert wird.
Die Reihe steht jedenfalls für absolute Action en masse, und so muss man das Game auch akzeptieren - da muss es nicht immer den Academy-Award fürs beste Drehbuch geben.

StrawHat
(you collected one of our ancient skulls, serdadu)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen