Samstag, 25. Februar 2012

1.8.4 The Chemical Brothers - We Are The Night


Zuallerst muss ich festhalten, dass es sicherlich nicht einfach war einen Nachfolger für ein Jahrhundertalbum vom Format eines Push the Button zu kreieren. Die Tatsache, dass ihr sechstes Studioalbum We Are The Night stolze zweieinhalb Jahre später veröffentlicht wurde, spricht wohl für eine Zeitspanne der Überlegungen und Strukturierungen.
Maßnahmen, die dazu führten, dass diese Scheibe eine Wucht an Experimenten ist, hinter die ich mich mit Strawpinion nicht in allen Fällen mit gutem Gewissen stellen und somit verteidigen kann.

Mit No Path To Follow, dem Einstieg in dieses vielseitige Werk, wurde ironischerweise ein Pfad geschaffen, der später aufgegriffen werden konnte, nämlich in Form des sehr bodenständigen Knallers Battle Scars, das trotz Veröffentlichung als vierte Single durch einen Remix-Download nicht wirklich über Fans hinausreichende Anerkennung fand. Der amerikanische Sänger/Songwriter Willy Mason, mit der für sein Alter wahrhaftig unglaublichen Stimme findet auf dem fast sechs Minuten andauernden Song einen Punkt, der so auf einem Track des elektrischen Duos noch nie angefasst wurde. Man könnte ihm und seiner teifgründingen Geschichte noch den ganzen Tag zuhören, ohne auf die Idee zu kommen auf die Uhr zu sehen.

.. eine Idee, die auf dem Rest des Albums doch irgendwo am Rande der Aufmerksamkeit strandet. Klar hauen die zwei wieder gewohnt donnernde Dinger raus, die sich nahtlos in die Chemical Brothers-Schaffensgeschichte einreihen. Zu nennen wäre da etwa ihr Burst Generator, mit dem sie zum vorhergehenden Silvester im Londoner Nachtclub Tummills das neue Jahr begrüßten, oder die durch Werbung und die Grammy Nominierung bekannte Single Do It Again, die Ali Loves explosive Stimme ins Rampenlicht brachte. 
Auch All Rights Reversed, bei dem sich u.a. die in England beliebten Klaxons gefeatured sehen, oder Partytrack A Modern Midnight Conversation sind gute Stücke elektronische Musik. Doch beim herumhängenden Rest kommt man nicht drum herum zu hören, wie die Idee verhungert und einen mit nichts Halbem und nichts Ganzem in den nächsten Track hineinlaufen lässt.  
Saturate, Harpoons und Das Spiegel erscheinen allerhöchstens gerade mal gut gemeint und stellen lediglich in Anbetracht des darauffolgenden Albums, Further, eine gewisse beibehaltene Richtung dar.
Fatlips zum Tanz ermunternder Spaßrap in The Salmon Dance ist meiner Meinung nach genauso positiv unterhaltsam wie deplatziert.  
We Are The Night ist doch so offensichtlich eine Zurschaustellung jeglicher Skills und musikalischer Möglichkeiten der Brothers, dass dieser Track inmitten dessen ein fast schlechtes Beispiel bringt! Das Musikvideo wiederum ist - wie im Falle von Do It Again - umso überzeugender, weshalb ich mich nur wiederholt fragen kann, warum der Track nicht einfach ohne Album released wurde. So hätten beide Werke sich separat entfalten können und alle wären zufrieden. Ich wäre zufrieden.

Das Lied zum Album selbst, We Are The Night, in dem sich die Künstler mit einem Auszug aus dem Lied The Sunshine Underground aus ihrem dritten Studioalbum Surrender selber samplen, ist ein zu starker Einstieg - das gefühlvolle The Pills Won't Help You Now nicht zuletzt dank dem Sänger der amerikanischen Folkrock-Band Midlake ein brillianter Ausstieg aus dem Album. Mittendrin herrscht Stilchaos und Wechselstrom - eine Fassungsweise, die den genialen Musikern Rowlands und Simons nicht unbedingt gut tut, und die sie mit dem starken nachfolgenden Konzeptalbum von 2010 auch erfolgreich droppten.

Ich kann wirklich nicht sagen, dass dieses Awards-gewinnende Studioalbum aus dem Jahr 2007 eines ihrer Besten ist. Unter anderem habe ich jetzt fast ein Jahr gewartet, bis ich mich den verbleibenden Alben der Chemical Brothers außerordentlich gewidmet habe, war doch 2011 stark von gleich einem Triplette ihrer Werke geprägt, selbst wenn die höchste Strawpinion-Auszeichnung bislang leider nur der SONG OF SPRING 2011 bleibt - ein Titel, der dieses Jahr aber immerhin schonmal besonders wild umkämpft wird.

Lasst euch vom genialen Cover also nicht täuschen - mit We Are The Night blicken die Brothers leider nur halb so tief in eure Seele. Sie sind tatsächlich eher damit beschäftigt ihre Sternbilder in den Himmel zu werfen, was ja durchaus berechtigt wäre, würde es sich um komplette Bilder handeln und nicht bloß überbrückende Auszüge ihrer leuchtenden Bandbreite und - aus scheinbar irgendeinem bestimmten Grund - The Salmon Dance handeln würde.

StrawHat
(finds it not complicated, and not too hard to understand)
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TRACKLIST & HIGHLIGHTS:

01 No Path To Follow
02 We Are The Night
03 All Rights Reversed (feat. The Klaxons & Lightspeed Champion)
04 Saturate
05 Do It Again (feat. Ali Love)
06 Das Spiegel
07 The Salmon Dance (feat. Fatlip)
08 Burst Generator
09 A Modern Midnight Conversation
10 Battle Scars (feat. Willy Mason)
11 Harpoons
12 The Wills Won't Help You Now (feat. Midlake)
  

LINKS:

THE SALMON DANCE (FEAT. FATLIP) MUSIKVIDEO: http://www.tape.tv/vid/30571
DO IT AGAIN (FEAT. ALI LOVE) MUSIKVIDEO: http://www.tape.tv/vid/28421

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